Proteste gegen Justizreform in Polen

Kritik an Plänen der Regierungspartei PiS sowie von Präsident Duda

  • Lesedauer: 2 Min.

Warschau. Regierungskritiker haben in Polen gegen die umstrittenen Justizreformen protestiert. Unter dem Motto »Freie Gerichte« demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 1500 Menschen am Freitagabend vor dem Warschauer Präsidentenpalast. Sie fürchten eine Einflussnahme der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) auf die Justiz, wie die Veranstalter mitteilten, zu denen die Bürgerbewegung »Akcja Demokracja« gehörte.

Auch in anderen polnischen Städten wie Wroclaw und Poznan fanden Protest-Kundgebungen statt. »Wenn die Gesetzesentwürfe von Präsident Andrzej Duda zum Obersten Gericht und Landesjustizrat verabschiedet werden, werden die Gerichte künftig von der Regierungspartei kontrolliert«, warnten die Organisatoren.

Polens Parlament, in dem die PiS die absolute Mehrheit hat, treibt seit dieser Woche wieder umstrittene Gesetzesentwürfe voran. Zwar hatte Präsident Andrzej Duda im Juli radikale Reformen der PiS per Veto gestoppt, doch seine Gegenvorschläge bereiteten Rechtsexperten weiter Sorgen um die Unabhängigkeit der Justiz.

Dudas Entwürfe könnten den Regierenden unter anderem durch den Austausch von Richtern eine verfassungswidrige Einflussnahme auf das Gerichtswesen ermöglichen, kritisierten Experten. Auch die EU-Kommission bemängelte nach vorläufiger Prüfung, die Gesetze würden nicht EU-Standards entsprechen.

Wegen der Einflussnahmen auf die Justiz droht Brüssel Warschau seit einigen Monaten mit der Einleitung eines Verfahrens nach Artikel 7 des EU-Vertrags, wodurch Polen sein Stimmrecht bei Abstimmungen im EU-Ministerrat verlieren kann. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.