An der Frontlinie im Nordwesten

Al Atarib zeigt: Der Krieg ist noch nicht längst beendet

  • Lesedauer: 2 Min.

Bei Angriffen auf den Ort Al Atarib westlich von Aleppo sollen am Montag mehr als 60 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden sein. Es soll sich um Luftangriffe gehandelt haben, unklar war und ist weiterhin, wer die Angriffe geflogen haben könnte. Videobilder zeigen Trümmer, Tote und Verletzte.

Die Angaben und Bilder stammen von den »Weißhelmen«, einer von europäischen Ländern, der Türkei und den USA finanzierten Hilfsorganisation, die in Syrien in den Gebieten unter Kontrolle bewaffneter Gruppen aktiv ist. Die »Weißhelme« gehen von einem Angriff russischer oder syrischer Kampfjets aus. Die in Istanbul ansässige »Nationale Koalition oppositioneller und revolutionärer Kräfte« beschuldigte am Tag des Geschehens »die Luftwaffe der russischen Besatzungskräfte«, das Massaker verübt zu haben. Weder Moskau noch Damaskus haben sich zu den Anschuldigungen geäußert.

Al Atarib ist ein kleiner Ort etwa 30 Kilometer westlich von Aleppo. Der Ort liegt an der strategisch wichtigen Straße Bab al-Hawa, die zum gleichnamigen Grenzübergang an der syrisch-türkischen Grenze führt. In Al Atarib zweigt von der Bab al-Hawa auch eine Straße nach Idlib ab. Für die bewaffneten Gruppen in der Provinz Idlib und im westlichen Umland von Aleppo ist die Straße eine der wichtigsten Nachschublinien für Waffen und Hilfsgüter aus der Türkei. Al Atarib hat daher eine große strategische Bedeutung. Wer den Ort kontrolliert, kontrolliert auch die Nachschubwege.

Seit Jahren liefern sich verschiedene bewaffnete Gruppen in und um Al Atarib blutige Auseinandersetzungen um die Kontrolle von Ort und Straße, bisher ging die Nusra-Front, die heute ein Bündnis zur Eroberung von Syrien anführt anführt, als Siegerin aus den Kämpfen hervor.

Im Mai wurde bei den Astana-Gesprächen zwischen Russland, der Türkei und Iran vereinbart, Al Atarib und das Umland zu dem vereinbarten Deeskalationsgebiet der Provinz Idlib hinzuzufügen. Türkische Truppen werden einrücken oder haben bereits dort Position bezogen, um das Deeskalationsgebiet zu überwachen. Die so genannten »moderaten Rebellen« sollen von den als terroristisch gelisteten Kampfverbänden getrennt werden. Wer sich der Vereinbarung von Astana anschließt, wird von der Türkei geschützt und nicht weiter bekämpft. Die Nusra-Front ist von den Vereinten Nationen als terroristische Organisation gelistet, sie lehnt die Astana-Vereinbarungen über Deeskalationsgebiete ab.

Karin Leukefeld

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