- Berlin
- Prostitution in Asylunterkünften
Staat vor privat
Johanna Treblin fordert Wachpersonal im Landesdienst
Jede Flüchtlingsunterkunft wird von Sicherheitsleuten bewacht. Im besten Fall prüfen sie lediglich Ausweise, damit kein Unbefugter das Heim betritt, in dem Habseligkeiten oft offen auf den eng zusammengestellten Betten liegen.
Von einer harmonischen Beziehung zwischen Wachleuten und Bewohnern ist die Realität jedoch vielfach weit entfernt. Beschwerden über Sicherheitspersonal beginnen bei lautem Musikhören in der Nacht, reichen über rassistische Äußerungen und Handgreiflichkeiten gegenüber Bewohnern bis hin zur Einforderung kleinerer Schmiergeldzahlungen für kürzere Wartezeiten oder besseres Essen. Vereinzelt sollen Sicherheitsmitarbeiter Flüchtlinge auch zu kleinen Betrügereien überredet oder sie zum Dealen angestiftet haben.
Es ist ja auch einfach: Die Wachmänner sind allein ihrer Funktion wegen in einer Machtposition gegenüber den Bewohnern. Und zum Beweis ihrer interkulturellen Kompetenz setzen die meisten Sicherheitsfirmen - sinnvollerweise - arabisch sprechendes Personal in den Flüchtlingsunterkünften ein.
Es überrascht also nicht, dass Wachmänner nun auch als Mittelsmänner eingesetzt worden sein sollen, um Flüchtlinge zur Prostitution zu überreden. Es sollte aber überraschen. Schließlich hätten nach all den Skandalen Konsequenzen gezogen werden müssen: indem die Qualitätsanforderungen an Sicherheitsfirmen und -personal konsequent angewandt und das auch regelmäßig kontrolliert wird. Noch klüger wäre es aber, auf umstrittene private Sicherheitsfirmen ganz zu verzichten. Wie wäre es, analog zum landeseigenen Unternehmen, das selbst Heime betreibt, auch Sicherheitsmitarbeiter im Landesdienst einzustellen?
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