Ein leerer Platz

Oper Stuttgart

  • Lesedauer: 2 Min.

Zur Premiere der Oper »Hänsel und Gretel« am kommenden Sonntag (22. Oktober) in Stuttgart dürfte der Regisseur Kirill Serebrennikow weiter in Moskau festsitzen. Dennoch werde ein Platz im Theater frei gehalten für ihn, sagt ein Opernsprecher. Hoffnung, dass der in Russland und im Westen gefeierte Theatermacher seine Heimat verlassen darf, gibt es aber kaum noch. Die russische Justiz wirft dem renommierten Regisseur vor, staatliche Fördergelder veruntreut zu haben - der 48-Jährige bestreitet dies.

Nutzen will die Staatsoper die Neuinszenierung nun vor allem, um auf das Schicksal des Künstlers aufmerksam zu machen. Die Leitung der Staatsoper hält - wie viele Kulturschaffende in Russland - das Verfahren für politisch motiviert. Die Stuttgarter sehen darin einen Versuch, den gesellschaftskritischen Regisseur einzuschüchtern und in seiner künstlerischen Freiheit zu beschränken.

Opernintendant Jossi Wieler und das Produktionsteam wollen an diesem Mittwoch über den Stand der Produktion informieren. Sie zeigen dann vor Medienvertretern zum ersten Mal den Rohschnitt eines Werks der Filmakademie Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) über die ungewöhnliche Produktion. Gezeigt wird die Dokumentation »Der Fall Serebrennikow. Wie die Stuttgarter Oper mit ›Hänsel und Gretel‹ für die Freiheit der Kunst kämpft« am 19. November im SWR-Fernsehen in der Kulturmatineé (11 Uhr). Die Filmemacherin Hanna Fischer hatte das Projekt Serebrennikows monatelang begleitet.

Im Mittelpunkt der Bühnenproduktion steht ein abendfüllender Spielfilm Serebrennikows. Er erzählt das Märchen »Hänsel und Gretel« im Kontext der Globalisierung - am Schicksal von zwei afrikanischen Kindern aus Ruanda, die auf der Suche nach dem Glück in die Welt des Konsums gelangen. Der Premierenabend trägt den Untertitel »Ein Märchen über Hoffnung und Not, erzählt von Kirill Serebrennikow«. dpa/nd

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