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Manfred Drexler

26. 6. 1951 - 4. 10. 2017

Auf immerhin 89 Spiele in der Fußball-Bundesliga brachte es der aus Franken stammende Manfred Drexler, der in den 70er und 80er Jahren für den 1. FC Nürnberg, SV Darmstadt 98 und Schalke 04 die Töppen schnürte. Der Mann mit der Halbglatze war universell einsetzbar - Verteidiger, Mittelfeldmann, Stürmer. Der berühmteste Moment seiner Sportkarriere indes war ein Foul: Im Herbst 1979 hatte der rustikale Kicker beim Spiel gegen Bayern München den am Boden liegenden Wolfgang Kraus absichtlich getreten, was der Schiedsrichter übersah. Auf zufällig aufgezeichneten Fernsehbildern jedoch war später das Foul erkennbar, Drexler wurde im Nachgang gesperrt - der erste Fernsehbeweis in der Bundesliga-Geschichte. Nach dem Ende seiner Laufbahn kam Drexler auf Umwegen sogar zur Nationalmannschaft: Er arbeitete jahrzehntelang als Schuh-Servicemann beim Deutschen Fußball-Bund, im Auftrag des fränkischen Ausrüsters Adidas. Mehr als 100 Paar Schuhe hielt »Manni« pro Spiel bereit und in Schuss. Bis zur EM 2012 war Drexler bei 350 Spielen im Einsatz - nicht zuletzt auch als gute Seele im großen DFB-Tross. jig

Sylke Tempel

30. 3. 1963 - 5. 10. 2017

Wer die politischen Debattensendungen des deutschen Fernsehens verfolgt, kennt ihr Gesicht. Sylke Tempel wurde immer wieder eingeladen, wenn es um die Krisen dieser Welt ging - nicht nur um den Nahost-Konflikt. Dass der zu ihrem Spezialgebiet wurde, zeichnete sich schon während ihres Studiums ab. Tempel studierte Politische Wissenschaft und Judaistik in München, war wissenschaftliche Mitarbeiterin des konservativen Historikers Michael Wolffsohn. Ihre Promotion folgte dieser Linie; das Thema: »Beziehungen der amerikanisch-jüdischen Organisationen zur Bundesrepublik Deutschland nach 1945«.

Lange berichtete sie für Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus dem Nahen Osten - aus Israel und aus den Palästinensergebieten. Als Chefredakteurin der Zeitschrift »Internationale Politik«, die sie seit 2008 leitete, rückte sie in die fernsehtaugliche Riege der außenpolitischen Experten auf und brach dort in eine Männerdomäne ein. Kollegen und Freunde waren beeindruckt von ihrer Sachkenntnis, ihrer Streitlust, ihrem Humor.

Während des Sturmtiefs »Xavier« war Sylke Tempel auf dem Heimweg von einer politischen Veranstaltung, als ein umstürzender Baum ihr zum Verhängnis wurde. wh

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