Gegenkandidat

Personalie

  • Axel Eichholz, Moskau
  • Lesedauer: 2 Min.

Wladimir Putin hat den ersten unabhängigen Gegner bei der Präsidentschaftswahl im kommenden März bekommen. Der Generaldirektor des Zentrums der wissenschaftlichen politischen Gedanken und der Ideologie, Stepan Sulakschin, hielt am Samstag seine erste Wahlrede bei einem Treffen mit 167 Anhängern in Moskau.

Der heute 63-jährige Politiker war Sonderbeauftragter von Boris Jelzin im sibirischen Tomsk. Seine Chancen, gewählt zu werden, dürften gleich null sein, schon deshalb, weil es jetzt bereits zu spät ist, in den Wahlkampf einzusteigen. Die Teilnahme an der Wahl sei eine Art Vorbereitung für künftige Schlachten, so Sulakschin. Putin werde zwar den Wahlsieg davontragen, aber das Land danach nicht zusammenhalten können. In seiner Rede wetterte Sulakschin nicht nur gegen Putin, sondern auch gegen dessen Kritiker Alexej Nawalny.

Offenbar sieht der Kreml diesen als die ernstere Gefahr an. Putin hatte Nawalny letzte Woche für 20 Tage einsperren lassen. Protestdemonstrationen in Moskau, St. Petersburg und anderen Städten hatten in seiner Abwesenheit nur einen geringen Zulauf. Deswegen schließt Sulakschin nicht aus, dass Nawalny jetzt doch bei der Wahl am 18. März zugelassen wird. Nach dem geltenden Wahlgesetz darf Nawalny, dem mehrere politisch motivierte Vorstrafen anhängen, nicht kandidieren.

Putin selbst gab unterdessen bekannt, er werde erst Ende November oder Anfang Dezemberverkünden, ob er im März antrete und »gegen wen«. Noch sei kein ebenbürtiger Gegner in Sicht. Ob der Politikforscher Sulakschin Putins Anforderungen genügt, muss bezweifelt werden. Jedenfalls müsse Putin sich etwas einfallen lassen, heißt es in einer Studie seines Zentrums. Denkbar wäre die Nominierung eines Mitglieds der »politischen Tanzgruppe«, der als Partner und angeblicher Gegner des »Hauptdarstellers« auftreten würde. Mehrfache Verlierer wie der Kommunist Gennadi Sjuganow, Sergej Mironow vom Gerechten Russland und der Politclown Wladimir Schirinowski tun es nicht mehr. Sie hingen allen bereits zum Halse raus, heißt es.

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