Wisent-Tötung sorgt für große Empörung
Aus Deutschland und Polen kam vielfach das gleiche Echo: Bestürzung, Kopfschütteln, Wut. Ein freilaufender Wisent, der eine streng geschützte Tierart ist, streift durch Ostbrandenburg und wird dabei abgeschossen - und das auch noch per amtlichem Beschluss. Man habe sichergehen wollen, dass der Bulle keine Menschen gefährdet, hieß es zur Begründung nach dem Vorfall vor fast zwei Wochen. Es folgte eine Welle der Empörung. Seither wurde versucht, die Wogen zu glätten - es gab Erklärungsversuche, ein Aufarbeitungsprotokoll und ein Entschuldigungsschreiben an die polnische Seite. Erledigt ist der Fall damit aber nicht.
Der Wisent ist zwar kein offizielles Symbol in Polen, doch hat er dort einen hohen Stellenwert. Er ist in Gebieten nahe der weißrussischen Grenze heimisch, gilt als König der Wälder und wird von vielen Polen verehrt. Entsprechend emotional fielen im Nachbarland die Reaktionen auf den Abschuss aus. Tierfreunde richteten sogar eine Facebook-Seite »zum Gedenken an den in Deutschland bestialisch ermordeten Wisent« ein. Die Boulevard-Zeitung »Fakt« titelte: »Er ging durch die Lebuser Wälder, wurde getötet. Schuld sind die Deutschen.« Fast alle polnischen Medien berichteten. Auch Politiker kommentierten den Fall. Der Europaabgeordnete Janusz Wojciechowski, von der nationalkonservativen PiS, widmete dem Tier sogar ein Gedicht mit dem Titel: »Ach Wisent, wärst du doch im polnischen Dickicht geblieben.«
Der abgeschossene Wisent hielt sich nach Angaben des Potsdamer Umweltministeriums im Nationalpark Warthemündung im deutsch-polnischen Grenzgebiet auf und streifte dabei auch durch Brandenburg. Die Grünen-Fraktion will das Thema in dieser Woche in den Landtag einbringen. Umwelt- und Tierschutzorganisationen erstatteten unterdessen Anzeige gegen Amtsvertreter. Der Fall dürfte also weiter Kreise ziehen. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.