Lufthansa lässt den Kranich fallen

Auch da Infozentrum bei Stralsund verliert Sponsor

  • Martina Rathke, Groß Mohrdorf
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Lufthansa Group zieht sich nach 26 Jahren als bedeutender Sponsor des Kranichschutzes in Deutschland zurück. Das Luftfahrtunternehmen, das den Kranich als Wappentier führt, beendet sein Engagement im Kranichschutz nach eigenen Angaben zum Jahresende. Eine Sprecherin des Flugkonzerns begründete die Entscheidung mit einer strategischen Neuausrichtung des gesellschaftlichen Engagements auf soziale und humanitäre Themenfelder.

Der Kranichschutz Deutschland gGmbH - die in Groß Mohrdorf bei Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) das Kranichinformationszentrum betreibt - fällt mit dem Rückzug der Lufthansa Group nach eigenen Angaben zum 1. Januar 2018 ein Drittel der Haushaltsmittel weg. Die Situation sei »kritisch«, sagte der Geschäftsführer von Kranichschutz Deutschland, Günter Nowald. Um die Haushaltslücke schließen und damit das hohe Niveau des Kranichschutzes erhalten zu können, würden zeitnah 3000 neue Fördermitglieder benötigt, die mit mindestens 50 Euro pro Jahr die Arbeit unterstützen. Das entspricht einer Summe von jährlich 150 000 Euro.

»Wir bedauern den Rückzug, sind aber dankbar für die jahrelange Unterstützung«, sagte Nowald. Lufthansa sei maßgeblich an der Stärkung des Kranichschutzes in Deutschland beteiligt gewesen. Drastischer formuliert es ein Aufsteller im Kranichinformationszentrum. »Die Entscheidung ist für unsere Organisation existenzbedrohend«, heißt es dort.

Die Kranichschutz Deutschland gGmbH als Tochtergesellschaft des Naturschutzbundes (Nabu) betreibt nicht nur das Kranich-Informationszentrum, sondern erforscht zusammen mit Wissenschaftlern aus anderen Ländern das Brut- und Rastverhalten der bis zu 1,20 Meter großen Zugvögel.

1991 initiierten ost- und westdeutsche Kranichschützer gemeinsam mit der Lufthansa Umweltförderung die Arbeitsgemeinschaft »Kranichschutz Deutschland«. Fünf Jahre später wurde die gemeinnützige Kranichschutz Deutschland GmbH mit dem Nabu und dem WWF als Gesellschafter gegründet. Seit 2017 ist der Nabu alleiniger Gesellschafter.

Nun jedoch sortiert der Flugkonzern sein Sponsoring neu und konzentriert sich auf die Förderung von sozialen Hilfsprojekten in der Welt und die humanitäre Soforthilfe im Katastrophenfall, wie eine Firmensprecherin sagte. »Ziel der Fokussierung des Engagement-Portfolios ist die Erhöhung des Wirkungsgrades, dies insbesondere mit Blick auf die globalen UN-Entwicklungsziele.« Im Zentrum steht dabei die Help Alliance, eine Hilfsorganisation der Lufthansa Group. Das Firmensignet, der Kranich, begleitet die deutsche Luftfahrt seit etwa 100 Jahren - zunächst als Logo für die Deutsche Luft-Reederei (DLR), dann für die Lufthansa.

Der Norden Vorpommerns um das Kranichinformationszentrum gilt als einer der bedeutendsten Kranichrastplätze in Zentraleuropa. Etwa 120 000 Kraniche legen allherbstlich auf dem Darß, der Insel Rügen und dem nördlichen Festland Vorpommerns einen Zwischenstopp ein. dpa/nd

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