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Jenseits der Jobwunderstatistiken

Tom Strohschneider über die arbeitsmarktpolitischen Realitäten

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 1 Min.

Einige als führend bezeichnete Ökonomen halten es für möglich, dass hierzulande schon bald Vollbeschäftigung herrscht. Bevor Sie nun den Kalender für die Planung der Jubelfeiern herauskramen - was da wie ein kommendes Paradies behandelt wird, ist keines. Oder anders formuliert: Wer hat überhaupt das »Voll« in »Beschäftigung« getan? Vollbeschäftigung gilt als erreicht, wenn die Arbeitslosenquote einen bestimmten, keineswegs allgemein anerkannten Wert unterschreitet. Im August lag die offiziell registrierte Erwerbslosenquote bei 5,7 Prozent - nimmt man die aus der Statistik herausgerechneten Menschen ohne Arbeit dazu, käme man auf eine um zwei Prozent höhere Quote. Das ist von Vollbeschäftigung dann schon ziemlich weit entfernt.

Auch sagt der bloße Rückgang der Erwerbslosenzahlen nichts darüber aus, was das für Stellen sind: Die Zahl der Teilzeitstellen steigt, die der befristeten Jobs nimmt zu, Studien belegen die Folgen von Arbeitsstress. Und da haben wir über die Einkommen aus Lohnarbeit noch nicht einmal gesprochen. Von der Frage ganz zu schweigen, was die Leute eigentlich herstellen und inwiefern das überhaupt den gesellschaftlichen Bedürfnissen entspricht. Kurzum: Prognosen baldiger Vollbeschäftigung dienen allenfalls als Schlafmittel in einem Wahlkampf, in dem über die arbeitsmarktpolitischen Realitäten jenseits offizieller Jobwunderstatistiken nicht gern gesprochen wird.

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