Mit der Bibel in die Bundesliga

Leverkusens neuer Trainer hat keine Angst vor Bayern

  • Thomas Nowag
  • Lesedauer: 2 Min.

Heiko Herrlich ist ein gottesfürchtiger Mensch. Das war er schon immer. Schmerzte ihm als kleines Kind der Bauch, »habe ich mir immer vom lieben Gott gewünscht, dass er die Schmerzen vertreibt«, sagt der neue Trainer von Bayer Leverkusen. Da liegt es nahe, auch im Fußball nicht nur auf die staubigen Analysen der Taktik-Nerds zu schauen: »Auch in der Bibel findet man viele Stellen, die gute Wegweiser sein können.«

Wahrscheinlich wird Herrlich an diesem Freitagabend um acht, kurz vor dem Auftaktspiel zur Bundesligasaison bei Bayern München, in der Kabine aber nicht aus dem Brief des Paulus an die Korinther vorlesen. Es wird wohl eher um Halbfeld-Verschiebungen und Lösungen gegen aggressives Pressing gehen. Doch: »Wenn es in bestimmten Situationen passt«, sagte Herrlich der Münchner Abendzeitung, werde er »sicherlich« auch mal Bibelverse einbinden.

Den Weg zu Gott hat ihm einst sein Leverkusener Mitspieler und Zimmergenosse Jorginho gewiesen. Gemeinsam gingen sie zum Bibelkreis, wo der Jungprofi Herrlich Menschen traf, die »mich mit ihrem Vertrauen und Glauben angesteckt und bestärkt« haben. Die Diagnose Hirntumor im Jahr 2000 ließ Herrlich zweifeln, sie brachte ihn jedoch nicht vom Weg ab. Denn: »Wenn ich weit weg war vom Glauben, war es bislang immer schwierig in meinem Leben. Und wenn ich fest verankert im Glauben war, lief es meistens gut.«

Jetzt muss es nur noch sportlich gut laufen. Herrlich wünscht sich von seiner Mannschaft zum denkbar schwierigsten Start beim Dauermeister vor allem den Glauben an die eigene Stärke. »Wir sehen es nicht olympisch, nach dem Motto: Dabei sein ist alles«, sagt er forsch. »Was ist wichtig? Dass wir unseren Stärken vertrauen und versuchen, sie einzusetzen.«

Der Trainer lebte diesen Optimismus während der Pressekonferenz am Donnerstag vor - bis über die Grenzen der Realität hinaus. In München müsse es heißen: »Mist, dass wir jetzt direkt gegen Bayer spielen«, betonte er. Seine Mannschaft sei »in einer Verfassung, dass wir mutig auftreten können«. Ohnehin tippt er auf Borussia Dortmund als kommenden Meister und eben nicht auf die Bayern. Das wäre was Neues.

Auch in Leverkusen soll sich vieles ändern im Vergleich zur miserablen Vorsaison, die fernab allen Anspruchs auf dem zwölften Tabellenplatz endete. Herrlich muss den Verein aus seiner Lethargie reißen, er soll die Hingabe zurückbringen. »Bayer 04 will wieder ins internationale Geschäft, und da sehe ich uns auch«, sagt er. »Das ist für uns kein Druck, sondern ein realistischer Anspruch.« Und dies auch noch attraktiv, offensiv, erfrischend. Möglichst schon am Freitagabend. Heiko Herrlich glaubt dran. SID/nd

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