Protest gegen Rassisten: Denkmal gestürzt
Demonstranten zerstören Konföderiertenstatue in North Carolina / Antwort auf extrem rechte Gewalt in Charlottesville
Charlottesville. Bei einer Protestaktion gegen weiße Rassisten haben Demonstranten ein Denkmal für Soldaten der ehemaligen Südstaaten Amerikas gestürzt. Auf Aufnahmen des US-Senders WNCN war zu sehen, wie eine Demonstrantin eine Schlinge um den Hals der Figur in Durham im US-Bundesstaat North Carolina legte. Daraufhin begannen andere Teilnehmer, an der Schlinge zu ziehen und die Statue zu stürzen. Danach traten die Menschen auf die Statue ein.
Nach Angaben der Veranstalter war die Aktion als direkte Antwort auf die Gewalt von Rassisten und Neonazis in Charlottesville zu verstehen. Das Denkmal aus dem Jahr 1924 stand für Soldaten, die auf der Seite der Konföderierten Staaten im Amerikanischen Bürgerkrieg starben. Die Südstaaten wollten damals die Sklaverei beibehalten.
Nach langem Zögern hat US-Präsident Donald Trump die rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville (Virginia) verurteilt, doch die Proteste in den USA gehen weiter. Trump hatte sich nach heftiger Kritik aus der ganzen Welt und sogar aus der eigenen Partei schließlich mit klaren Worten von den Ausschreitungen in Charlottesville distanziert. Neonazis, der rassistische Ku Klux Klan oder andere Gruppen voller Hass hätten keinen Platz in Amerika, sagte der Präsident am Montag in Washington. »Rassismus ist böse und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, sind Kriminelle und Verbrecher«, so Trump.
Weil er zunächst von »Gewalt von vielen Seiten« gesprochen und Rassisten nicht explizit beim Namen genannt hatte, war er unter erheblichen Druck geraten. »Es kommt nicht auf die Hautfarbe an«, sagte Trump. Gewalt, Hass und Fanatismus hätten keinen Raum in den Vereinigten Staaten, betonte der Präsident, der am Montag in New York von Demonstranten empfangen wurde.
Die Attacke eines jungen Mannes mit einem Auto nannte Trump »rassistisch«. Amerika müsse auf solchen Hass mit Liebe antworten, Stärke zeigen und aufs Neue zusammenkommen. Trump sprach aber auch am Montag nicht von rechtsgerichtetem Terrorismus. Dies hatten die oppositionellen Demokraten und auch Teile seiner republikanischen Partei gefordert.
Am Samstag war es bei der Kundgebung in der Universitätsstadt Charlottesville zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Nach der Attacke eines mutmaßlichen Rechtsextremisten mit einem Auto starb die 32-jährige Heather Heyer, 19 Menschen erlitten teils schwere Verletzungen. Zwei Polizisten starben zudem in einem Helikopter.
Seit dem Anschlag gibt es unter dem Hashtag #SayHerName eine Solidaritätskampagne für Heather Heyer in sozialen Netzwerken wie Twitter. In über 50 Städten in den USA gab es am Sonntagabend antifaschistische Demonstrationen gegen die Neonazi-Gewalt. Bereits in der Vergangenheit hatten Zahlen des Government Accountability Office ergeben, das es seit dem 11. September 2001 mehr Vorfälle von inländischem »weißen« Terrorismus als islamistisch motivierten Terror gab. Trotzdem gab es laut einer anderen Studie deutlich weniger Berichterstattung über rechten Terrorismus in den USA.
Der Präsident verliert unterdessen den Rückhalt unter US-amerikanischen Konzernchefs. In der Nacht zum Dienstag quittierten zwei weitere Konzernchefs ihren Dienst in einem Beratergremium Trumps - aus Protest gegen dessen Reaktion auf Charlottesville. dpa/nd
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