Rettung für die Zauberwelt von Kromlau
Nach jahrelangem Bangen um den romantischen Park im Osten Sachsens könnte es jetzt Fördergelder geben
Fast täglich stattet derzeit der Gablenzer Bürgermeister seinem steinernen Sorgenkind einen Besuch ab. »Ein Weg führt mich immer zur Rakotzbrücke in unserem Kromlauer Azaleen- und Rhododendronpark, um zu schauen, ob es noch mehr Schäden gibt«, sagt Dietmar Noack. Seit knapp vier Wochen umspannt eine Absperrung das Wahrzeichen aus Basalt über dem Rakotzsee im Osten Sachsens. Herunterfallende Gesteinsbrocken machten diese Maßnahme nötig. Doch nun gibt es Hoffnung für das knapp 150 Jahre alte Denkmal.
Nach langer Suche konnten jetzt Förderprogramme für den Erhalt des Kromlauer Parks in Eigentum der 1600-Seelen-Gemeinde Gablenz, zu der Kromlau als Ortsteil gehört, gefunden werden. Alle Anträge seien fristgerecht eingereicht, erklärt Noack. »Unsere Aufgabe ist, das Denkmal für die Nachwelt zu erhalten. Wir hoffen, dass wir im Spätsommer oder Frühherbst der Zusage bekommen.« Über das Bund-Länder-Städtebauförderprogramm »Zukunft Stadtgrün« ist finanzielle Hilfe beantragt, ebenso über das Förderprogramm für ortsbildprägende Gebäude innerhalb der Städtebauförderung.
Bei dem Mammutprojekt erhält die kleine Gemeinde Unterstützung durch das Landesamt für Denkmalpflege in Dresden. In seinem Auftrag haben Gutachter das Bauwerk in diesem Monat untersucht. »Wir reden hier von einem 25-jährigen Sanierungsstau. Die Brücke ist in einem baulich schlechten Zustand. Feuchteintrag sowie Frost-Tau-Wechsel werden Schäden ohne Sanierung weiter größer machen«, sagt Udo Frenschkowski, Gebietsreferent für Ostsachsen im Landesamt für Denkmalschutz. Er hofft wie Noack auf schnelles grünes Licht der zuständigen Behörden. »Schließlich soll die Brücke nicht das Schicksal mit der benachbarten Grotte teilen«, erinnert der ehrenamtliche Bürgermeister. Das Bauwerk stürzte in den 1950er Jahren ein.
Mit Geld aus den Fördertöpfen könnte auch die Grotte wieder Instand gesetzt werden. Außerdem sollen Mittel in baumpflegerische Maßnahmen und zur Verkehrssicherung im Park fließen. Die ältesten Gehölze dort wurden um 1845 bis 1870 gepflanzt. Viele davon sind noch vorhanden, ihr Beschnitt ist sehr aufwendig.
Den Landschaftspark, der als eine der größten Rhododendren-Freilandanlagen Sachsens gilt, entstand Mitte des 19. Jahrhunderts im Auftrag des Gutsbesitzers Friedrich Herrmann Rötschke. Er ließ sein Refugium an der heutigen deutsch-polnischen Grenze in Anlehnung an den benachbarten Pücklerschen Park errichten und gestalten. Heute kümmern sich nahezu ausschließlich Gablenzer Bürger im Ehrenamt um das große Parkareal.
Etwa zwei Millionen Euro an Fördergeldern werden erwartet. »Diese Förderung stärkt die Region. Der Kromlauer Park ist ein Anziehungspunkt und wichtig für den Tourismus«, sagt CDU-Bundestagsabgeordneter Michael Kretschmer. Allein zum Park- und Blütenfest kommen jährlich zu Pfingsten um die 20 000 Besucher. Besonders beliebt ist das Areal inzwischen bei den Nachbarn aus Polen und Tschechien.
»Aber wir hatten schon Gäste von jedem Kontinent«, berichtet Noack. Sie sollen sich auch künftig am Ensemble erfreuen können, deshalb ist ein Ziel der Baumaßnahme an der Rakotzbrücke, den Zutritt zum Baudenkmal zu erschweren. Schon immer sei das Klettern auf dem Bauwerk verboten, doch viele Besucher des Kromlauer Parks hielten sich nicht daran.
Mit der Fördermittelzusage könnte in diesem Jahr schon die Sanierung vorbereitet werden. »Wir müssen eine Baustraße anlegen und zum Beispiel das Wasser vom Rakotzsee ablassen«, sagt Noack. Fachlich begleitet wird die Gemeinde bei der Baumaßnahme weiter durch das Landesamt für Denkmalschutz. »Der Park mit seiner Kleinarchitektur, dem Schloss und den Nebengebäuden ist etwas ganz Besonderes in Sachsen«, betont Frenschkowski. dpa/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.