Essen auf Rädern auf dem Rückzug

Wo nur noch wenige Menschen wohnen, wird auch die mobile Versorgung mit warmen Mahlzeiten schwieriger

  • Christian Bark
  • Lesedauer: 2 Min.

»Unsere Kunden sind überwiegend pflegebedürftige Senioren«, sagt Peter Lange vom brandenburgischen Landesverband der Volkssolidarität. Pro Monat liefere deren mobiler Bringservice Zehntausende Mahlzeiten im Land für Hunderte Kunden aus - obwohl viele Kunden das Essen schätzten, gebe es in einigen Regionen aber nicht genug Nachfrage.

So hatte der Volkssolidarität-Regionalverband Uckermark 2015 die Wochenendauslieferung im Amtsbereich Gartz eingestellt. »In Angermünde steigen wiederum einige Kunden mit dem Wochenende ein«, berichtet eine Verbandsmitarbeiterin. »Wahrscheinlich, weil die Fleischer an diesen Tagen nicht geöffnet haben.«

Im Verbandsbereich Fläming-Elster wird das Gebiet Jüterbog aufgrund stark rückläufiger Nachfrage nicht mehr beliefert. Gleiches gelte im Verbandsbereich Lausitz. Dort wird einer Mitarbeiterin zufolge die Cottbusser Stadtmitte ausgelassen - allerdings habe das verkehrstechnische Ursachen. »Im ländlichen Raum sind wir nur punktuell unterwegs«, sagt sie. Nur in Richtung Spremberg werde ein Umweg über die Dörfer gemacht, da die Route in diese Richtung für die tägliche Eigenversorgung der Volkssolidarität gefahren werde.

Ähnlich sieht es beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) im Land aus. Einen mobilen Mittagstisch bieten laut Sprecherin Cindy Schönknecht nur noch vier Gliederungen an. Davon produziere der Regionalverband Elbe-Elster mit Abstand die meisten Portionen - 1500 täglich, auch für Kitas und Schulen.

Der Kreisverband Ostprignitz-Ruppin habe das Angebot der mobilen Küche bereits im Jahr 2013 eingestellt - aus wirtschaftlichen Gründen. »Zuletzt nutzten 70 Kunden dieses Angebot. Der Preis lag viele Jahre bei 3,50 Euro«, berichtet die Sprecherin. Ein Jahr später habe der Ortsverband Brandenburg sein Angebot stark zurückgefahren. Der Grund für die wirtschaftlich bedingte Einstellung liegt laut ASB-Ortsverbandsgeschäftsführer Norbert Maul in der Einführung des Mindestlohns sowie der Einstellung des Zivildienstes. Neben steigenden Personalkosten hätten auch steigende Transportkosten das Essen wesentlich verteuert.

Auch die Volkssolidarität musste ihre Menüpreise erhöhen. Im Regionalverband Lausitz sei der Preis zuletzt 2015 um 40 Cent angehoben worden, wie eine Mitarbeiterin berichtet. Im Regionalverband Oderland folgte die Preiserhöhung in diesem Jahr, auf nun 5,20 Euro. Das vertreibt dort aber laut Verbandsgeschäftsführerin Petra Schneider keine Kunden. »Die Auslieferungszahlen bleiben konstant und das Angebot ist nicht wegzudenken«, erklärt sie.

Ähnlich erhöhte Preise nehmen die gut 250 Kunden des mobilen Menüservice im ASB-Regionalverband Cottbus/Niederlausitz in Kauf. Positives Feedback der Kunden und wachsende Teilnehmerzahlen würden für die Qualität des Dienstes sprechen, wie Verbandsgeschäftsführerin Michaela Lorenz betont. Allerdings kämen die Kunden nur aus Cottbus. »Wir beliefern ausschließlich Senioren im Stadtgebiet und fahren nicht in das Umland«, sagt sie. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.