Mit dem Smartphone zur Selbsthilfe
Senatsgesundheitsverwaltung entwickelte zusammen mit dem Berliner Drogennotdienst die App GUIDANCE
Um Geflüchteten mit Suchtproblemen den Übergang in Angebote der Suchthilfe zu erleichtern, hat die Senatsgesundheitsverwaltung zusammen mit dem Berliner Drogennotdienst die Smartphone-App GUIDANCE entwickelt. »Sucht betrifft viele, speziell auch Geflüchtete«, sagte Gesundheitsstaatssekretär Boris Velter (SPD) bei der Vorstellung der neuen Hilfe-App am Freitag.
Über GUIDANCE können Geflüchtete jederzeit und kostenlos Informationen zu Sucht, Suchtmitteln und gesetzlichen Vorgaben abrufen. Die App kann in Deutsch, Englisch, Französisch, Farsi und Arabisch genutzt werden. »Es geht darum, einen Überblick über die diversen Suchtmittel zu geben und in einem zweiten Schritt in die Suchthilfe überzuleiten«, sagte Panagotis Stylianopolous vom Verein Suchtberatung Notdienst.
Die in der App integrierte GPS-Funktion soll es ermöglichen, schnell Hilfsangebote in Standortnähe zu finden. Die Entwicklung der App wurde durch Landesmittel in Höhe von 57 000 Euro gefördert.
»Da das Smartphone eines der wichtigsten Kommunikationsmittel Geflüchteter ist, ist die neue Hilfe-App eine niedrigschwellige Möglichkeit, Hilfe im Kampf gegen Sucht zu finden«, sagte Gesundheitsstaatssekretär Velter.
Michael Frommhold, Regionalleiter von Notdienst, sagte, dass Geflüchteten mit ihren speziellen Bedürfnissen vorhandene Hilfs- und Beratungsangebote der Suchthilfe bislang häufig verschlossen geblieben seien. »Erfahrungen von Krieg und Flucht, der Verlust bekannter Lebensstrukturen und eine ungewisse Zukunft verursachen eine hohe psychische Belastung und können suchtauslösend sein«, erklärte Frommhold.
Nachdem im vergangenen Jahr immer mehr Geflüchtete zu der ambulanten Suchtberatung vom Verein Notdienst gekommen sind, hat dieser zusammen mit dem Drogennotdienst die überregionale Beratungs- und Vermittlungsstelle für suchtmittelkonsumierende Geflüchtete GUIDANCE ins Leben gerufen, nach der auch die App benannt wurde. Das Lotsenprojekt hat seine Arbeit in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 aufgenommen und arbeitet in enger Vernetzung mit der ambulanten Suchthilfe und der Fachstelle für Suchtprävention.
2017 berieten sie bereits 170 Geflüchtete. Hauptsächlich konsumierten diese Heroin (52 Prozent), gefolgt von Cannabis mit 22 Prozent. Zudem konsumierte ein Teil der Geflüchteten Schmerzmittel, Kokain und Alkohol.
Die Meisten der vom Verein Notdienst Betreuten kamen aus dem Iran (31 Prozent), 23 Prozent aus Syrien, 19 Prozent aus Afghanistan und sechs Prozent aus dem Irak. Genau Zahlen über suchtkranke Geflüchtete gibt es nicht. Schätzungen gehen von mehreren hundert Betroffenen aus.
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