Beim Schärfen der Klinge

Velten Schäfer über die neue Meinungsgesetzgebung im Lichte von »Hamburg«

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

Es war nicht viel mehr als der Vollzug. Doch rufen zwei Gesetze, die nun den Bundesrat passiert haben, zwiespältige Gefühle hervor. Die Bestimmung, nach der legalen, aber als verfassungsfeindlich eingestuften Parteien die Mittel abgegraben werden dürfen, senkt die Schwelle staatlich-juristischen Eingriffs in die organisierte Meinungsbildung. Zugleich bezweckt das »Netzwerkdurchsetzungsgesetz« ein konsequenteres Durchgreifen auf die individuelle Meinungsbildung.

Es ist ärgerlich, wenn die NPD mit Staatsknete hetzt. Und wer kann schon dagegen sein, dass Medienkonzerne, die mit Nutzerbeiträgen Milliarden scheffeln, etwa gegen Politmobbing durch teils erfundene »Nachrichten« vorgehen sollen? Zum Beispiel David Kaye, UN-Sonderberichterstatter für Meinungsfreiheit. Er befürchtet eine Überreaktion, wenn Plattformen mit der Androhung von Ordnungsgeldern zum Löschen fragwürdiger Inhalte angehalten werden. Und jenes Parteiverbot light wurde als Lex NPD beschlossen, könnte aber schnell auch linke Kleinparteien treffen. Für sie wäre besonders die Abschaffung der steuerlichen Absetzbarkeit von Spenden ein Problem.

Der demokratische Rechtsstaat müsse auch »wehrhaft« sein, heißt oft die Antwort auf solche Bedenken. Gerade in diesen Tagen, in denen er in Hamburg seine Klinge zeigt, ist deren weitere Schärfung nicht eben beruhigend.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -