Treckerrebellion

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»Als Freunde aus dem Ausland mir sagten: euer Milchpulver in unseren Schränken ist ein Problem - da habe ich mich fremdgeschämt«, sagt Anneli Wehling. Die 57-jährige gelernte Bäuerin aus der Gemeinde Kibbitzreihe, 30 Kilometer nordwestlich von Hamburg, kennt die Probleme der Landwirtschaft aus eigener Hand. »Es wird nur noch in Masse und für den Export produziert.« Die Produktion der Entwicklungsländer werde dadurch zerstört. Doch auch in Deutschland sei es zunehmend schwierig: »Es gibt harte Konkurrenz unter den Bauern, einige wenige Konzerne bestimmen einfach alles.« Immer mehr Betriebe müssten sich verschulden, das »Handwerk« gerate angesichts fortschreitender Industrialisierung in den Hintergrund. Dann noch die Sache mit dem Geld: »Von bäuerlicher Arbeit kann man kaum noch leben.« Die Löhne stagnieren seit Jahren, die Erlöse für die Milch in den Boden fallen. Der Druck »noch mehr, noch intensiver zu produzieren«, sei das Ergebnis. Wehling, auf ihrem Hof mit den 80 Kühen, will sich damit nicht abfinden. Seit mehreren Jahren ist die Aktivistin in der »Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft« (AbL) aktiv. Mit ihrem Trecker will sie nun zum G20-Treffen nach Hamburg fahren. Gegen das »selbst ernannte Machtgefüge« müsse demonstriert werden: »Es ist an der Zeit, dass Ernährungssouveränität weltweit wahr wird.« Es ermutigt Wehling, dass auch viele andere Bauern so denken wie sie. Gemeinsam wollen sie kämpfen: »Für eine Globalisierung, die überall faire Bedingungen schafft.« seb

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