Feiercops tun keinem weh
Martin Kröger über reisende Polizisten aus der Hauptstadt
Für ihre Feierlaune und Trinkfestigkeit sind Berliner berüchtigt. »Meine Definition von Glück? Keine Termine und leicht einen sitzen«, wird etwa für diesen hedonistischen Lebensstil der verstorbene Schauspieler Harald Juhnke zitiert. Insofern ist es wenig überraschend, dass auch die häufig sehr jungen Bereitschaftspolizisten aus Berlin auf Auswärtsfahrt einmal die Sau rauslassen, wie es offenbar in der Nähe Hamburgs geschehen ist. Angesichts der Tristesse in der ehemaligen Unterkunft für Geflüchtete, die zumindest die Bilder der »BZ« vermitteln, war den Feiercops ein Exzess eine willkommene Abwechslung zur dienstlich verordneten Langeweile. Und warum sollen Polizisten nicht auch privat nach Dienstschluss machen können, was sie wollen?
Es ist im übrigen nicht das erste Mal, dass Berliner Polizisten über die Stränge schlagen. So sorgte vor ein paar Jahren ein älteres Skandalvideo für Aufsehen. Proteste gegen ihre Berliner Kollegen gab es seinerzeit auch während der Polizeigroßeinsätze im niedersächsischen Gorleben, wo Berliner Einheiten frühmorgens mit Fanfaren in die Polizeikasernen eingerückt sein sollen.
Solche Eskapaden tun meist niemanden weh. Ganz anders als Einsätze mit Pfefferspray und Mehrzweckschlagstock wie vor kurzem in Berlin. Und trotz immer wieder vorgebrachter Vorwürfe hat sich bei den Einsatzhundertschaften in den vergangenen Jahren durchaus etwas getan. Der bedeutendste Schritt war sicher die Einführung der individuellen Kennzeichnung. Seitdem gibt es deutlich weniger Vorwürfe wegen brutaler Übergriffe.
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