Fifty Shades of Green
Berlin. Wer sich derzeit die Grünen anschaut, könnte sich an die, nun ja: erotische Roman-Trilogie »Fifty Shades of Grey« erinnert fühlen: Auch dort geht es um sadomasochistische Praktiken, auch dort in einem übertragenen Sinne um eine große Zahl an Farbtönen. Man muss sich nur einmal ansehen, in wie vielen Kombinationen die Grünen derzeit mitregieren: Die Partei gibt es rein koalitionstechnisch in Schwarz-Gelb-Grün, in Rot-Gelb-Grün, in Grün-Schwarz und Schwarz-Grün, in Schwarz-Rot-Grün, Rot-Rot-Grün und, so begann es einst: in Rot-Grün.
Das sind vielleicht nicht ganz fünfzig Grüntöne, aber es wird verständlich, warum einige Debatten in der Partei so laufen, wie sie laufen - und damit wären wir bei der Lust, die eigenen Leute mit politischen Botschaften zu triezen, und der Bereitschaft, das auch mit sich machen zu lassen. Da pöbelt der eine gegen den »gesinnungsethischen Überschuss«, der andere strebt ins Bündnis mit CDU und FDP und der nächste hofft auf eine sozial-ökologische Politikwechselkoalition. Bleibt die Frage: Wer nach allen Seiten hin offen ist, glaubt man dem, politisch noch ganz dicht zu sein?
Das hängt natürlich auch vom Wahlprogramm ab. Am Wochenende tagt die Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen dazu in Berlin, 2200 Änderungsanträge liegen vor - das würde man bei der Konkurrenz als beträchtlich ansehen, bei der Ökopartei ist es eher eine niedrige Zahl. Die linken Grünen werden auf dem Parteitag vor allem ob des Zehn-Punkte-Plans der Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir zürnen. Wie die Sache ausgeht, lässt sich schwer sagen. Irgendein Grünton wird aber sicher herauskommen. tos Seiten 2 und 11
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