Revolution im Turnen
Bewertung der Übungen künftig per Lasertechnik
Eine futuristische Technologie wird das Turnen in den kommenden Jahren gravierend verändern. Morinari Watanabe, der Präsident des Weltverbandes, stellte am Mittwoch als Gast des Internationalen Deutschen Turnfestes in Berlin einen Zeitplan vor, wie die 3D-Video-Technik zur Bewertung von Turnübungen zum Einsatz kommen soll. »Bereits bei der WM im Oktober in Montreal werden erste Tests am Sprung und Pauschenpferd erfolgen. Unser Ziel ist es, bei den Olympischen Spielen 2020 die Technologie komplett einzusetzen«, sagte der Japaner. Vielleicht erfolge schon bei der WM in Stuttgart 2019 die Generalprobe, kündigte er an.
Bei der neuen, in Japan entwickelten, Technologie wird mit Hilfe von drei Kameras eine Übung in Tausende Einzelbilder zerlegt. Die Folge ist ein plastisches, dreidimensionales Bild einer Turnübung. Jeder Winkel, jede noch so geringfügige Abweichung von einer Norm, wird exakt berechnet. So soll der Ausgangswert (D-Note) - der Schwierigkeitsgrad einer Übung - künftig technisch bestimmt werden können. Bisher leisten diese Bewertung jeweils zwei Kampfrichter, die nicht vor subjektiven Fehlern gefeit sind.
Watanabe erhofft sich von der neuen, aber noch sehr kostspieligen Technik viel mehr Transparenz für die Zuschauer. »Sie können die Schwierigkeiten besser verstehen. Jeder sollte auch Entscheidungen der Kampfrichter besser nachvollziehen können«, sagte der Japaner. Vorerst kann die Technik aber nicht jene Referees ersetzen, die die Ausführung der einzelnen Elemente bewerten und für die E-Note (Ausführung) zuständig sind.
Vorsichtiger sieht Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes, die Projekte des Weltverbandes. Er weiß, dass eine solche Technik Zehntausende Euro kosten würde. »Wir brauchen gerechte Bewertungen und wir brauchen schnelle Ergebnisse, damit Turnen interessant bleibt«, urteilte der Bayer, der aber auch den Breiten- und Nachwuchssport im Blick hat. »Wir dürfen die Kampfrichter nicht verlieren, denn wir werden die Technik nicht auf allen Ebenen einsetzen können.« dpa/nd
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