Der BVB und seine Trainer: Eine unerfüllte Sehnsucht

Alexander Ludewig über die Verpflichtung von Peter Bosz in Dortmund

Peter Bosz kommt mit besten Empfehlungen nach Dortmund. Am Dienstag gab die Borussia die Verpflichtung des 53-jährigen Fußballlehrers bekannt und muss dafür rund drei Millionen Euro als Ablöse an dessen bisherigen Klub Ajax Amsterdam zahlen. Aus sportlicher Sicht scheint der BVB mit dem Niederländer einen passenden Nachfolger für Thomas Tuchel gefunden zu haben.

Die Vorbilder des Trainers Bosz heißen Johan Cruyff und Pep Guardiola. Er lässt schnellen, offensiven Fußball spielen. Und er arbeitet gut und gern mit jungen Spielern. Das aktuelle Ajax-Team führte er mit einem Altersdurchschnitt von 22,7 Jahren bis ins Finale der Europa League.

Erfüllt Bosz seinen Vertrag beim BVB, sollten sich die Dortmunder in den kommenden zwei Jahren auf attraktive Spiele eines erfolgshungrigen Teams freuen können. Mit dem 21-jährigen Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud und dem drei Jahre jüngeren französischen Abwehrtalent Dan-Axel Zagadou wurde die Mannschaft für die neue Saison nochmals verjüngt. Weitere Verstärkungen sind geplant.

Eines aber wird Peter Bosz nicht erfüllen können: die Sehnsucht der Borussia, wieder eine richtige Fußballfamilie zu werden. Thomas Tuchel musste seinen Trainerstuhl nicht wegen Erfolgslosigkeit räumen. Den sportlichen Erwartungen des Klubs wurde er gerecht – und gewann mit dem DFB-Pokal sogar den ersten Titel seit fünf Jahren. Tuchel scheiterte an seinem Vorgänger. Denn Jürgen Klopp war für alle da. Er kümmerte sich nicht nur intensiv um die Spieler, sondern auch um Betreuer, Fans, Mitarbeiter des Klubs – und um dessen Führung. Klopp hielt die Familie zusammen und Hans-Joachim Watzke durfte das gütige Oberhaupt spielen.

Diese Verbundenheit machte den BVB stark und trug dazu bei, dass die Vormachtstellung des FC Bayern für kurze Zeit gebrochen werden konnte. Aber das war nicht der Maßstab, über den Tuchel gefallen ist. Die Entlassung hat der gekränkte Geschäftsführer Watzke vorangetrieben – weil er sich nicht mehr genug eingebunden fühlte. Über Sportliches soll Tuchel im Gegensatz zu Klopp kaum mit ihm gesprochen haben. Das aber ist im Profialltag normal. Auch die Klubchefs von Ajax erlebten das zuletzt – mit einem eigenwilligen, aber sehr erfolgreichen Trainer Peter Bosz.

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