HC Leipzig: Zwangsabstieg in die 3. Liga

Ehemaliger Frauenhandball-Meister erhält keine Lizenz für die kommende Saison

  • Oliver Mucha, Leipzig
  • Lesedauer: 2 Min.

Sechsmal deutscher Meister, siebenmal deutscher Pokalsieger - doch am Ende konnten auch die Erfolge aus der Vergangenheit den HC Leipzig nicht mehr retten. Der hochverschuldete zweimalige Europa-Cupsieger der Landesmeister erhält keine Lizenz für die kommende Saison in der Frauenhandball-Bundesliga und steht damit als Absteiger in die 3. Liga fest. Das teilte die Handball Bundesliga Frauen (HBF) am Donnerstag mit.

»Es war eine sehr schwere Entscheidung. Gerade wenn man die über Jahre erfolgreiche Jugendarbeit des Vereins in Betracht zieht. Es ist aber nun einmal so. Man konnte es nicht mehr aufhalten«, sagte der HBF-Vorsitzende Berndt Dugall. Laut Dugall ist ein Einspruch gegen die Entscheidung nicht möglich. Die Geschäftsführung des HCL teilte dagegen am Donnerstagabend mit, man prüfe »Möglichkeiten und Chancen einer Beschwerde gegen diese Entscheidung.« Eine weitere Stellungnahme des Klubs wurde für Freitag angekündigt.

Laut Mitteilung erhalte der HCL keine Lizenz, weil er die aufschiebende Bedingung bis zum 31. Mai nicht erfüllt habe. Leipzig hatte die Lizenz am 19. Mai nur unter einer aufschiebenden Bedingung erhalten. Im Vordergrund stand dabei die vollständige Erfüllung des als Grundlage für die positive Zuschussentscheidung der Stadt notwendigen Sanierungskonzeptes. »Da dies innerhalb der gesetzten Frist nicht nachgewiesen werden konnte, sind die Voraussetzungen für eine Lizenzerteilung und die Teilnahme am Spielbetrieb für die Bundesligen in der Saison 2017/18 nicht erfüllt«, teilte die Liga mit.

Bis zum Schluss hatten Stadt und Verein gegen das drohende Aus gekämpft. Der Leipziger Stadtrat hatte am Mittwochnachmittag beschlossen, den mit rund 1,3 Millionen Euro verschuldeten 15-maligen DDR-Meister mit 200 000 Euro vor der Pleite zu retten. Er knüpfte die Hilfe allerdings an Bedingungen. Bevor die Finanzspritze ausgezahlt wird, muss der Verein eine Million Euro selbst aufbringen - so stand es in der Beschlussvorlage. Dies gelang offenbar nicht.

HCL-Trainer Norman Rentsch hatte mit einigen Spielerinnen die Debatte im Stadtrat verfolgt. Aufgrund der angespannten finanziellen Lage hatten zuletzt schon zahlreiche Topspielerinnen den Verein verlassen. Rekordnationalspielerin Grit Jurack hofft auf einen Neuanfang ihres ehemaligen Klubs. »Der Frauen-Handball war jahrelang das alleinige Aushängeschild der Stadt und ich finde es sehr schade, dass das jetzt kaputt geht«, sagte die gebürtige Leipzigerin am Freitag. SID/nd

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