Berliner Mieten: Qualifizierter Wahnsinn
Nicolas Šustr über den neuen Mietspiegel
Hurra. Qualifiziert und rechtssicher wurde der neue Mietspiegel vorgelegt. Die Hauptstadt konnte ihre Führungsrolle behaupten. Mit plus 9,4 Prozent in zwei Jahren stiegen die Mieten doppelt so stark wie in München (plus 4,7 Prozent). Damit liegen in der bayerischen Landeshauptstadt die Mieten mit durchschnittlich 11,23 Euro pro Quadratmeter immer noch um drei Viertel höher als in Berlin. Aber wenn die Bundesregierung weiter so gut mitspielt, ist es eine Frage weniger Jahre, bis die Saupreißn, wie der Bayer sagen würde, auch dabei aufschließen können.
Bei den Neuvertragsmieten ist die Steigerung noch viel drastischer. Innerstädtisch werden inzwischen 9 und 10,50 Euro aufgerufen. Nicht selten wird dabei auch gegen die geltende Mietpreisbremse verstoßen. Maximal zehn Prozent mehr als die ortsüblichen Vergleichsmiete dürfen verlangt werden. Außer es wurde schon vorher dreist zugelangt. Oder es ist ein Neubau. Und wie erfährt man überhaupt, wie viel Mieter vorher bezahlt haben? Offensichtlich hatte Schwarz-Rot im Bund kein gesteigertes Interesse, ein einfach durchzusetzendes Rechtsinstrument zu gestalten.
Es klingt schon fast etwas verzweifelt, wie der Berliner Mieterverein (BMV) für die von ihm angebotene kostenlose Überprüfung der Mietpreisbremse wirbt. Trotz der »demotivierend erscheinenden Ausgangslage« sollte der Service in Anspruch genommen werden, rät der BMV. Das ist natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Den großen Wurf kann nur der Bundestag machen. Das kann dauern.
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