Das alles deckende Tuch
Die NATO kann sich nicht vor dem Thema Türkei drücken, meint René Heilig
Bislang tat die NATO so, als ginge sie der Streit um die deutschen Luftwaffensoldaten in der Türkei nichts an. Und formal ist das so, denn der Einsatz der »Tornados« und des Tankers als Teil der Anti-IS-Streitmacht läuft nicht unter ihrem Befehl. Doch ganz so einfach ist das nicht. In der Türkei ist auch ein fliegender AWACS-Gefechtsstand stationiert - als direkter und sichtbarer Beitrag der NATO im Kampf gegen die Islamisten. Auch in dem sind deutsche Soldaten an Bord.
Klar, so kurz vor dem NATO-Gipfel möchte man lieber das Tuch der großen Einheit ausbreiten. Doch das würde die wachsenden Widersprüche nur überdecken. Die NATO versteht sich ja angeblich nicht nur als Addition von Armeen. Aber wo ist sie denn, die immer wieder beschworene Wertegemeinschaft? Ankara läuft nicht nur politisch Amok, es führt einen grausamen Bürgerkrieg und kappt systematisch demokratische und Menschenrechte. Wenn das kein Grund ist, mal grundsätzlich über die NATO-Mitgliedschaft an sich, die der Türkei - und noch wichtiger - die eigene nachzudenken?! Von den USA, die selber mit der Türkei im Clinch liegen, Beistand im Incirik-Streit zu erwarten, war naiv. Gabriel hat das bei seinem Besuch in Washington erlebt. Noch naiver ist nur die Kanzlerin, die glaubt, durch Leisetreterei ein störungsfreies NATO-Gipfelklima zu schaffen.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.