Schlechte Note für Kynastbrücke

Kleinere Baumängel sorgten bei turnusmäßiger Prüfung für besorgniserregendes Resultat

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Lichtenberger Kynastbrücke, die parallel zur Ringbahn den Bahnhof Ostkreuz überspannt, ist nicht in der besten Verfassung. Obwohl erst 2009 fertiggestellt, wurde ihr bereits im Jahr 2012 mit der Note 2,4 ein eher schlechter Zustand bescheinigt. Das geht aus der bisher unveröffentlichten Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine Schriftliche Anfrage des Abgeordnetenhausmitglieds Sebastian Schlüsselburg (LINKE) hervor, die »nd« vorab vorliegt.

Die Notenskala bei Brücken reicht nur von 1 bis 4. »Die laufende Unterhaltung allein reicht bei einer Zustandsnote von über 2,0 nicht mehr aus, um das Brückenbauwerk wieder in einen standsicheren, verkehrssicheren oder dauerhaften Zustand zu versetzen«, heißt es im Jahresbericht 2016 des Landesrechnungshofs. Das Kontrollorgan schätzt den Instandhaltungsrückstau in der Hauptstadt auf etwa eine Milliarde Euro.

Matthias Tang, Sprecher der Senatsverwaltung für Verkehr, gibt Entwarnung für die Kynastbrücke: »In erster Linie wurden Mängel am Korrosionsschutz, ein gelöster Fugenverguss an der Brückenübergangskonstruktion und im Geh- und Radwegbelag, eine undichte und damit verrostete Entwässerungsleitung und ein nicht gesicherter Abdeckrost in der Fahrbahn festgestellt.« Durch die laufende Behebung der Mängel sei davon auszugehen, dass das Bauwerk aktuell besser bewertet werde.

Nur zwei von zehn Brücken im Bezirk Lichtenberg, für die die Verkehrsverwaltung zuständig ist, sind in gutem oder sehr gutem Zustand, der Rest hat Noten zwischen 2,0 und 2,7 bekommen. »Dringender Handlungsbedarf besteht für die Fußgängerbrücke Alt-Friedrichsfelde und die Skandinavische Brücke. Beide müssten kurzfristig instand gesetzt werden«, sagt Schlüsselburg. Pendler, die die über die Lichtenberger Brücke führende Magistrale B1/B5 nutzen, sollten für den Sommer 2019 übrigens einen langen Urlaub einplanen. Dann soll die Fahrbahn neu asphaltiert werden.

Die kontinuierliche Brückeninstandhaltung scheiterte nicht immer am Geld, sondern vor allem am Personal. In der zuständigen Brückenbauabteilung arbeiteten im Jahr 2015 nur noch etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Vergleich zu 2003.

»Aber Rot-Rot-Grün handelt«, sagt Schlüsselburg. Im Haushaltsentwurf 2018/19 sind 63 zusätzliche Mitarbeiter für den Bereich vorgesehen. Wie schnell diese Stellen tatsächlich besetzt werden können, muss sich zeigen. Der Sparwahn der vergangenen Jahre führt inzwischen zu einem Nachwuchsmangel bei Ingenieuren, zumal die vom Land gebotenen Gehälter als wenig attraktiv gelten. »Die vorhandenen Stellen sind weitgehend besetzt«, sagt Matthias Tang. Die Personalgewinnung bezeichnet er jedoch als »extrem problematisch«. Teilweise müssten Stellenausschreibungen mehrmals wiederholt werden, weil sich zu wenige oder gar keine Bewerber meldeten.

Noch bedenklicher ist der Zustand der Eisenbahnbrücken in der Hauptstadt: Rund ein Viertel der insgesamt 904 Bauwerke des Bundesunternehmens entspricht den Kategorien 3 und 4, bei denen sofortige Maßnahmen nötig wären. Das ergab wiederum eine schriftliche Anfrage der Berliner Bundestagsabgeordneten Lisa Paus (Grüne). Rund acht Prozent der Brücken müssten kurzfristig ersetzt werden. »Das ist alarmierend«, sagt Paus.

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