Es fehlt an Platz und Personal für Digitalisierung
Sachsen richtete als eines der ersten Bundesländer ein elektronisches Staatsarchiv ein - und fiel dann stark zurück
Dresden. Traum und Albtraum: In Sachen Digitalisierung von Archivgut und elektronischer Archivierung steht Sachsen noch am Anfang. Selbst das Staatsarchiv habe Nachholbedarf, obwohl man dort schon mehr mit der Zeit gehe als in den kleinen Archiven, sagte Thekla Kluttig vom Landesverband der Archivare vor dem Sächsischen Archivtag am Donnerstag in Dresden. Die Jahrestagung unter dem Motto »Archive im Umbruch« soll Träger der Einrichtungen, vor allem die Kommunen, für die Situation sensibilisieren und verdeutlichen, dass in diesem Bereich langfristig gedacht werden muss. »Woran es mangelt, ist Verständnis.«
Für Staatsarchiv-Direktorin Andrea Wettmann ist die Anfertigung digitaler Kopien der Altbestände »eigentlich die Kür«. Die primäre Aufgabe sei die elektronische Archivierung von Unterlagen aus Behörden und Gerichten, auch mit Blick auf die elektronische Akte. »Tun wir das nicht, verschwinden sie irgendwann im digitalen Nirwana, sprich: auf die Unterlagen kann man dann gar nicht mehr zugreifen oder sie sind nicht mehr lesbar.«
Sachsen hatte 2013 als eines der ersten Länder bundesweit ein elektronisches Staatsarchiv eingerichtet. Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll das Projekt Elektronisches Kommunalarchiv beginnen, sagte Wettmann. Der Zusammenschluss der kommunalen Archive in diesem Bereich sei »langfristig der richtige Weg«. Die Situation in der Fläche sei durch Mangel an Platz und Personal gekennzeichnet, sagte Kluttig. »Es fehlt teils an Unterstützung durch die Träger, die Bedeutung von Archivierung wird unterschätzt.« So mangele es vielen Archiven an Fachpersonal, meist müssten Einzelkämpfer das ganze Aufgabenspektrum wahrnehmen. »Sie sind sehr motiviert, aber die Rahmenbedingungen schlecht.« Und angesichts zusätzlicher Aufgaben wie Digitalisierung bei weiterem Personalabbau sei die Lage schwieriger geworden.
Wie eine Umfrage des Landesverbandes ergab, kann bei nur 17 von 75 Archiven online im Katalog recherchiert werden, elf sind gar nicht im Internet präsent. Fast die Hälfte hat keine Mittel oder weniger als 500 Euro für die technische Ausstattung. Bei mehr als 20 Prozent sind über die Hälfte der Bestände nicht oder nur bedingt erschlossen, nur ein Drittel konnte Rückstände abbauen. »Bis auf die Stadtarchive Leipzig und Dresden ist praktisch kein Kommunalarchiv in der Lage, elektronisch zu archivieren«, berichtete Kluttig. dpa/nd
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