Linkspartei sucht Nachwuchs: »Sonst können wir einpacken«
Nordost-Landesverband: »Brauchen neue Art der Ansprache« / Fraktionschef Bartsch gibt als Ziel für die Bundestagswahl landesweit mehr als 20 Prozent aus
Berlin. Die Linke in Mecklenburg-Vorpommern muss nach Ansicht ihres Landtagsabgeordneten Torsten Koplin verstärkt junge Mitglieder gewinnen. »Das muss gelingen, sonst können wir bald einpacken«, sagte Koplin am Samstag beim Landesparteitag der Linken in Rostock. Hintergrund ist das inzwischen bei 68 Jahren liegende durchschnittliche Mitgliedsalter. Der Druck, unter dem die Partei steht, lässt sich auch an der auf 3.800 Mitglieder gesunkenen Zahl ablesen, vor etwa zehn Jahren lag sie noch bei rund 6.000. Die seit Anfang des Jahres gewonnenen und meist jungen mehr als 30 Leute reichten nicht aus, um den Bedarf zu decken.
Der 54-jährige Koplin und die 32 Jahre alte Wenke Brüdgam sind Kandidaten für eine neu zu bildende Doppelspitze. Der entsprechende Antrag zur Satzungsänderung für die Doppelspitze wurde vom Parteitag mit großer Mehrheit beschlossen. Dabei komme es laut Koplin der jüngeren Brüdgam eher zu, sich den Jungen zuzuwenden. Seine Aufgabe wäre es, sich mehr um die Älteren zu kümmern, um sie und ihre Kompetenzen weiter eng in die Parteiarbeit einzubinden. Die Wahl der neuen Parteispitze ist für November in Neubrandenburg angesetzt.
»Wir brauchen eine neue Art der Ansprache«, betonte Koplin. Mit der bisherigen Parteiarbeit mit Sitzungen und Ausschüssen seien die Jungen nicht zu gewinnen. Die Partei müsse sich fragen, welche Bedingungen sie brauchen, um politisch arbeiten zu wollen. Die Antwort darauf seien etwa Jugendfreizeiten und moderne Formen der politischen Bildung. »Politische Arbeit und jugendlicher Frohsinn müssen zusammenpassen. Dafür müssen wir die Ressourcen zur Verfügung stellen«, betonte Koplin. Dazu gehörten auch Alternativen zu traditionellen Infoständen. Probleme wie etwa der Pflegenotstand könnten besser in Straßentheatern dargestellt werden.
Spitzenkandidat Dietmar Bartsch gab erneut das Ziel aus, bei der kommenden Bundestagswahl mehr als 20 Prozent zu erreichen. Das Landesergebnis der Wahl 2013 müsse der Maßstab sein, als die Linken 21,5 Prozent erreicht hatten. Die Parteivorsitzende Heidrun Bluhm sagte, dass es nicht leicht sein werde, den Wert von 2013 zu schaffen. Zuvor hatte sie noch davon gesprochen, dass geringere Werte eher realistisch seien. »Alles, was zwischen 16 und 18 Prozent liegt, wäre ein Erfolg«, sagte sie noch zwei Tage vor dem Parteitag.
Bluhm griff die Landesregierung scharf an. Es gebe in Schwerin nach der Landtagswahl keinen Aufbruch und keine Zukunftsvision, kritisierte sie. Die Politik der rot-schwarzen Koalition sei zum Schaden der Menschen die gleiche geblieben. Die versprochene spürbare Absenkung der Kita-Gebühren sei ebenso ausgeblieben wie die Verbesserung der Löhne. »Nichts von dem, was die alte und neue Landesregierung im Wahlkampf versprochen hat, ist umgesetzt.« Die Linke dagegen vertrete konsequent die soziale Gerechtigkeit.
Zuvor hatte sich der Chef des DBG Nord, Uwe Polkaehn, dafür ausgesprochen, die Tradition gemeinsamer Gespräche zwischen der Gewerkschaft und den Linken wieder aufzunehmen. Die Linke sei im Landtag die einzige ernstzunehmende Opposition. Es gebe eine große Übereinstimmung in den politischen Zielen. Angesichts der gesellschaftlichen Realität sei die Zusammenarbeit unabdingbar. dpa/nd
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