Digitale Vollüberwachung
Koalition hat beim elektronischen Ausweis noch Gesprächsbedarf
Berlin. Die schwarz-rote Koalition will eine Reihe von Maßnahmen vom Bundestag beschließen lassen, die der Terrorabwehr dienen sollen. Dabei setzt die Bundesregierung auf hemmungslose Überwachung und sammelt auch Daten von Unverdächtigen. Innenminister Thomas de Maizière plant, dass Ausweise nur noch mit aktivierter Funktion zur elektronischen Identifizierung ausgegeben werden. Zudem wollte der CDU-Politiker die biometrischen Merkmale von Ausweis und Pass in einem automatisierten Verfahren für Polizei und Geheimdienste freigeben. Das war allerdings den meisten Politikern der Großen Koalition zu heikel. Sie nahmen das Vorhaben von der Bundestagstagesordnung am Freitag und kündigten »Nachbesserungen« an. Der Gesetzentwurf soll in veränderter Form Mitte Mai verabschiedet werden.
Fest eingeplant ist dagegen an diesem Donnerstag die Abstimmung über das reformierte BKA-Gesetz. Dieses sieht eine neue Datenbank vor, auf die das Bundeskriminalamt und alle Polizeibehörden zugreifen können. Außerdem sollen sogenannte Gefährder, denen die Sicherheitsbehörden zutrauen, einen Anschlag zu verüben, mit der elektronischen Fußfessel überwacht werden können.
Ebenfalls am Donnerstag rufen unter anderem die Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizisten, die Humanistische Union, das Komitee für Grundrechte und Demokratie sowie Landesverbände der Linksjugend zu einer Kundgebung vor dem Bundestag gegen die geplante Strafrechtsverschärfung zum Schutz von Vollstreckungsbeamten auf. Die Bürgerrechtler warnen davor, dass künftig Demonstrationsteilnehmer leichter kriminalisiert werden könnten, etwa bei Einkesselungen oder bei Gerangel an Polizeiketten und bei Aktionen zivilen Ungehorsams beim Wegtragen. avr Seite 5
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.