Die Neue Rechte Frau

Personalie

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 2 Min.

Neben Alexander Gauland soll nun Alice Weidel aus Überlingen am Bodensee die AfD in den Bundestag führen. Nur im Team mit dem 76-Jährigen stand sie für das Spitzenduo zur Verfügung. Bislang ist Weidel, obwohl schon seit zwei Jahren im Bundesvorstand der Partei, eher unbekannt. Die 38-Jährige gilt als Vertreterin des wirtschaftsliberalen Flügels der Partei. Bei ihrer Biografie nicht verwunderlich: Weidel ist Wirtschaftswissenschaftlerin und promovierte bei AfD-Vordenker Peter Oberender. Als sie 2013 sah, dass ihr Doktorvater den Aufruf zur Gründung der »Wahlalternative 2013« unterstütze, trat sie kurz darauf in die sich in der Gründung befindende AfD ein.

Weidel ist weltgewandter als viele ihrer Parteikollegen. Mehrere Jahre lebte sie in China, arbeitete dort für die Bank of China, später für den US-amerikanischen Finanzdienstleister Goldman Sachs. Heute ist sie selbstständige Unternehmensberaterin für Start-up-Firmen. Solche Lebensläufe sind heute selten in der AfD. Auch sonst passt Weidels Lebensentwurf nicht in das klassische Familienbild, das die AfD vermitteln will. Sie lebt in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und hat mit ihrer Partnerin zwei Söhne.

Diese für eine rechte Politikerin ungewöhnliche Lebensweise und ihr vermeintlicher Liberalismus täuschen. Liberal ist Alice Weidel nur, wenn es um Märkte und Kapitalinteressen geht. Bei den Themen Zuwanderung und Religion zeigt sich, dass sie gut in die AfD passt. Nach ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin forderte sie, ohne Angst über christliche Weihnachtsmärkte gehen zu können. Nach dem Verfassungsreferendum in der Türkei sprach sie sich dafür aus, Erdogan-Anhängern die deutsche Staatsbürgerschaft zu entziehen.

Weidel gehört zu den besten Rednerinnen in der AfD, das bewies sie beim Parteitag in Köln. Björn Höcke will sie eigentlich aus der Partei ausschließen, trotzdem wehrt sie sich nicht gegen gemeinsame Auftritte. Ihre Zielstrebigkeit könnte sie an die Spitze einer AfD-Fraktion im Bundestag führen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.