US-Armee wirft »Mutter aller Bomben« ab
Erstmals Einsatz in einem militärischen Konflikt: Angriff auf »Tunnelkomplex« des IS / Bisher keine Angaben über Auswirkungen
Berlin. Erstmals haben die US-Streitkräfte ihre größte nicht-atomare Bombe in einem Kampfeinsatz abgeworfen. Die Bombe mit einer Sprengkraft von elf Tonnen TNT traf am Donnerstag einen »Tunnelkomplex« der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Osten Afghanistans, wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte.
Über die Auswirkungen des Bombenangriffs wurde zunächst nichts bekannt. Wie die »Süddeutsche Zeitung« schreibt, gilt die Bombe auch deshalb als äußerst gefährlich, »weil durch die Explosion sämtlicher Sauerstoff in der Umgebung verbraucht wird. Für Menschen ist ein Überleben im Abwurfgebiet deshalb ausgeschlossen«. In der Region, in der nun der Abwurf erfolgte, leben rund 95.000 Menschen.
Der Gouverneur von Achin, Esmail Shinwari, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Explosion durch die Bombe sei »die größte gewesen, die ich jemals gesehen habe«. Riesige Flammen seien in der Gegend hochgeschlagen. Über mögliche Todesopfer und Verletzte habe er noch keine Informationen. Doch gehe er davon aus, dass viele IS-Kämpfer getötet worden sein könnten.
Der Sprengkörper des Typs GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast (MOAB) wird im Militärjargon als »Mutter aller Bomben« bezeichnet. Sie sei »die größte nicht-nukleare Bombe, die jemals im Kampf eingesetzt wurde«, sagte US-Luftwaffensprecher Pat Ryder. Die MOAB explodiert laut Expertenangaben erst kurz über dem Boden und erzeugt so eine starke Druckwelle. Damit kann eine Fläche von vielen Quadratkilometern zerstört werden.
Abgeworfen wurde der mehrere Meter lange Sprengkörper nach Angaben des Pentagons von einer MC-130-Transportmaschine im Bezirk Achin in der Provinz Nangarhar. Dort war am vergangenen Wochenende ein US-Soldat im Einsatz gegen die Dschihadisten getötet worden.
Der Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Nicholson, begründete den Einsatz der Mega-Bombe damit, dass die Dschihadisten als Reaktion auf ihre zunehmenden Verluste zuletzt ihre Verteidigungsstellungen mit Sprengsätzen, Bunkern und Tunneln ausgebaut hätten. Die MOAB sei »die richtige Munition, um diese Hindernisse zu reduzieren«.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte, den IS-Kämpfern in der Region müsse der Raum für ihre Einsätze abgeschnitten werden, »was wir getan haben«. Die USA haben rund 8400 Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Sie unterstützen die afghanischen Regierungstruppen im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban sowie gegen den IS.
Die MOAB war in den Jahren 2002 bis 2003 entwickelt worden. Sie wurde nach Angaben der US-Luftwaffe zuletzt im Jahr 2003 getestet. Danach sei eine gewaltige pilzförmige Wolke bis in 32 Kilometer Entfernung zu sehen gewesen. Agenturen/nd
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