Streit um hohe Gehälter für Manager

Schwarz-Rot kann sich nicht auf Begrenzung einigen

  • Roland Bunzenthal
  • Lesedauer: 2 Min.

Die schwarz-rote Bundesregierung streitet über Obergrenzen. Nun geht es nicht um Flüchtlinge, sondern um Managergehälter. Der Koalitionsausschuss konnte sich hierzu nicht einigen. Das Thema liegt auf der Linie des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz, der »soziale Gerechtigkeit« verspricht. Eine solche Deckelung widerspreche dem Eigentumsrecht der Aktionäre, hält die Union dagegen. Außerdem schränke es die Möglichkeit ein, die besten Führungskräfte weltweit anzulocken.

Ein Argument, das manche Spitzengewerkschafter gern übernehmen, wenn sie selber in diversen Aufsichtsräten über die Spitzengehälter diskutieren. Trotzdem will die Union die Gewerkschaften von der Mitbestimmung über die Topgehälter abhalten. Sie will das Entscheidungsrecht darüber von den Aufsichtsräten in die Hauptversammlungen umlenken. Dort bestimmen im Zweifel Banken mit ihrem Depotstimmrecht und große Finanzinvestoren.

Teile der SPD wollen eine Obergrenze von zehn Millionen Euro. Ein Limit, das vergangenes Jahr nur von SAP-Chef Bill McDermott überschritten wurde. In den Zeiten der ungehemmten Bereicherung kamen VW-Chef Martin Winterkorn oder Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann auf bis zu 17 Millionen Euro. Mittlerweile haben kostspielige Skandale die Legitimation der Superboni zumindest in Krisenzeiten in Frage gestellt: Nicht so bei den übrigen 28 Dax-Firmen. Die billigten im Schnitt ihren Chefs 5,2 Millionen Euro Jahressalär zu - sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Nur wenige Experten durchschauen das Geflecht von Grundvergütungen, kurzfristigen Erfolgsbeteiligungen (Boni), langfristigen Anreizen und großzügigen Alterssicherungsbeiträgen. Die meist über drei Jahre laufenden »longterm incentive« sind an den Aktienkurs gekoppelt. Sie sorgen dafür, dass die Vergütung für den Vorstand selbst in Zeiten der Unternehmenskrise zulegen kann.

Die SPD fordert zwei Bremsen: Nur noch Vergütungen bis zu einer halben Million Euro sollen steuersparend als Betriebskosten absetzbar sein. Zudem sollen die Vorstandsbezüge in einem festen Verhältnis zu den in den Unternehmen bezahlten Durchschnittslöhnen stehen.

Die Lücke der Gehälter zwischen Beschäftigen und Konzernchefs brach 2016 weiter auf: Sie beträgt bei etlichen Dax-Konzernen mehr als das Hundertfache. Muss ein Boss gehen, stehen ihm bis zu zwei Jahresgehälter Abfindung zu. Roland Bunzenthal

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