Den Kollegen auf die Finger schauen
Medienkritik im DLF
Ob Flüchtlingspolitik, Griechenlandkredite oder der Ukrainekonflikt - die Berichterstattung der traditionellen Qualitätsmedien hat in den vergangenen Jahren in Deutschland einen erheblichen Vertrauensverlust erlitten. Der Legitimationsdruck auf, aber auch die Kritik am journalistischen Arbeiten ist dadurch rasant angestiegen. Der Deutschlandfunk antwortet auf diese Entwicklung mit dem neuen Magazin @mediasres, das ab dem 20. März von Montag- bis Freitagnachmittag ausgestrahlt wird. »Wir müssen mehr aus dem Maschinenraum senden«, erklärte »Deutschlandradio«-Intendant Willi Steul auf einer Pressekonferenz am Mittwoch im Berliner Museum für Kommunikation das Konzept. »Es geht um Fakten statt Fakes und um Dialog statt Abschottung.«
In Beiträgen und Gesprächen will das Magazin aktuelle mediale Debatten aufgreifen, aber auch selbstkritisch und transparent über die Arbeitsweise von Journalisten informieren. Auch die Arbeit des Deutschlandfunks selbst soll dabei nicht ausgespart werden. »Wir müssen uns kritisch mit uns selbst beschäftigen - daran werden wir künftig gemessen«, sagte Programmdirektor Andreas Weber. Weder soll das Magazin dabei aber eine »Werbeveranstaltung« für den Sender werden, noch werde man mit diesem »besonders kritisch« sein. »Bei uns entscheidet die Frage, ob das Thema auch bei einem anderen Medium von Relevanz wäre.«
Inhaltlich sollen in der 25-minütigen Sendung der Strukturwandel in der Medienwelt, Fragen von Pressefreiheit und Medienethik sowie Unternehmens- und Personalentscheidungen diskutiert werden. In kurzen Interviews befragen die insgesamt zwölf Mitarbeiter die Chefredakteure großer Medien, aber auch Lokaljournalisten aus ganz Deutschland nach ihrer Perspektive. Ein umfassender Internetauftritt begleitet das Programm. »So ein bisschen spielen wir auch Sendung mit der Maus«, sagte der verantwortliche Kulturredakteur Stefan Koldehoff.
Die Kolumnen des Magazins werden im monatlichen Wechsel von der ehemaligen »Taz«-Redakteurin Silke Burmester, der Politikerin Marina Weisband sowie Matthias Dell und Christian Ulmen verfasst. Am Freitag gibt es aufgrund geringerer Sendezeit Diskussionen zwischen Redaktion, Experten und Hörern. @mediasres kooperiert dabei sowohl mit »Reporter ohne Grenzen« als auch mit der Initiative »Hoaxmap«, die Falschmeldungen untersucht.
Mit dem neuen Magazin knüpft Deutschlandfunk an die seit fast 25 Jahren wöchentlich ausgestrahlte Sendung »Markt und Medien« an. Der große Zuspruch für das Format, die jüngste Medienkritik sowie schwache Quoten in der Nachmittagszeit hätten dann zu der Änderung geführt, erläuterte Intendant Willi Steul. Neben @mediasres beinhaltet die Programmanpassung auch noch weitere neue Sendungen: »Campus & Karriere« für Bildungsdebatten, die Literatursendung »Büchermarkt« sowie »Corso«, ein Magazin für Popkultur.
Die Ansprüche an @mediasres sind laut Kulturredakteur Koldehoff jedoch besonders hoch: »Wir versuchen, die Medienwelt selbst als Hörerin für uns zu gewinnen.«
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