Höckes Rede kommt AfD teuer zu stehen

Sächsischem Verband der Rechtsaußen-Partei laufen nach Forderung der »erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad« Spender davon

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Dresden. Die umstrittene Dresdner Rede des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke kommt die sächsische AfD teuer zu stehen. Nach dem Auftritt Höckes Mitte Januar, bei dem er eine »erinnerungspolitische Wende um 180 Grad« gefordert hatte, seien mehrere Großspender abgesprungen, bestätigte der stellvertretende Landesvorsitzende Thomas Hartung am Mittwoch in Dresden.

»Insgesamt kostet uns diese Veranstaltung deutlich über 100.000 Euro«, hatte Generalsekretär Uwe Wurlitzer nach einem Bericht der »Lausitzer Rundschau« schon am Dienstag bei einer Parteiveranstaltung in Oschatz (Kreis Nordsachsen) gesagt.

Laut Sachsens AfD-Schatzmeister Carsten Hütter ist die Summe »absolut realistisch«. Das Geld fehle nun im Etat für den Bundestagswahlkampf, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Firmen, die seine Partei bislang unterstützt hätten, sähen nach der Höcke-Rede einen »klaren Rechtsruck«. »Und die Unternehmer nehmen kein Blatt vor den Mund. Die sagen: ‘Da machen wir nicht mehr mit.’«

Der Ausgabenplan für den Bundestagswahlkampf müsse deshalb nun »komplett überarbeitet werden«, sagte Hütter. »Da muss ich jetzt mit dem ganz spitzen Bleistift ran.« Bislang hatte die sächsische AfD mit einem Etat von 600.000 Euro geplant, 530.000 Euro mehr als bei der Bundestagswahl 2013.

Auch die Anmietung von Räumen sei für die AfD inzwischen kaum mehr möglich, da die Vermieter nach Veranstaltungen seiner Partei »von Linken« bedroht und angegriffen würden. »Deshalb wollen wir ein Großzelt kaufen und künftig auf die grüne Wiese gehen«, sagte Hütter. Auch dadurch entstünden Kosten, die nicht eingeplant gewesen seien.

Schon kurz nach der Rede Höckes hatte auch die Bundes- und Landesvorsitzende Frauke Petry in einem Brief an die AfD-Mitglieder von einem schweren Schaden berichtet, der durch den Thüringer Rechtsaußen entstanden sei. »Als Partei haben wir nach all diesen Auftritten dutzende Veranstaltungsorte, Unterstützer und Spender verloren, auch der AfD wohlgesonnene Verbände ziehen sich zurück, und die Verankerung in der Gesellschaft wird dadurch immer schwieriger«, schrieb sie.

Wurlitzer griff Höcke wegen dessen Rede erneut scharf an. Es sei »entsetzlich, dass der Björn in unserer 1000-jährigen Geschichte immer nur diese zwölf Jahre thematisiert«, sagte Wurlitzer laut Zeitung in Anspielung auf die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Höcke habe »Themen aufgemacht«, die die Partei »im Wahlkampf nicht gebrauchen« könne. »Wir haben 88 Prozent Wähler im Westen«, so der Generalsekretär. »Es wird nicht reichen, wenn wir hier im Osten mit 50 Prozent gewählt werden.«

Höcke hatte im Januar mit Bezug auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin gesagt: »Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.« Er erntete damals empörte Reaktionen, die er später als »bösartige und bewusst verleumdende Interpretationen« zurückwies. dpa/nd

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