Lenins Lehre und der Trump
Klaus Joachim Herrmann über die Anerkennung der Ein-China-Politik
Ein bisschen Lenin könnte Trump nicht schaden. Der Russe hätte dem Nordamerikaner schon vorher mit seiner bitteren Erkenntnis beistehen können, dass sich eine Theorie nie in ihrer reinen Form durchsetzt. Gegenüber der Volksrepublik China musste der US-Präsident schon beidrehen. Nach poltriger Provokation und Zögern anerkannte er die Pekinger Ein-China-Politik doch. Dies wird er kaum allein aus freien Stücken getan haben. Der Mann behält bekanntlich allzu gern selbst nur recht.
Zu fördernden Zwängen könnte gehören, dass es bei China immerhin um die zweite Wirtschafts- und auch sonst eine Supermacht geht. Selbst Superman Trump dürfte eine Konfrontation mit ihr und gleichzeitig weiterhin ungeklärte Verhältnisse mit Russland, Europa und vielen anderen derzeit kaum für bekömmlich halten. Unklar muss wohl noch eine gewisse Zeit bleiben, ob die demonstrative Teilnormalisierung der Beziehungen Washington-Peking mit einer Absage an den ursprünglichen Wunsch nach besseren Kontakten zu Moskau bezahlt wird. An eine völlig prinzipienlose Außenpolitik aus dem Bauch heraus mag man auch bei diesem Chef des Weißen Hauses lieber noch nicht glauben.
Die Leninsche Erkenntnis gilt übrigens auch für die Innenpolitik. Das muss Trump gerade im Einreisestreit und nicht zum letzten Mal erfahren.
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