Neun Meter unterm Vollstau
NRW: Trinkwasser-Talsperren für das Ruhrgebiet sind nur zu kaum zwei Dritteln gefüllt
Essen. Die großen Trinkwasserseen im Sauerland in Nordrhein-Westfalen speichern derzeit wegen geringer Niederschläge so wenig Wasser wie zuletzt vor 20 Jahren. Die acht Talsperren, deren Wasser im Ruhrgebiet 4,6 Millionen Menschen versorgt, waren am Dienstag nur noch zu 62,3 Prozent gefüllt, wie der Ruhrverband mitteilte. Das langjährige Mittel für diese Zeit liege dagegen bei knapp 78 Prozent.
Die Oberfläche des Sorpesees liegt derzeit beispielsweise rund neun Meter unter dem sogenannten Vollstau. Der Füllstand sei aber »noch nicht besorgniserregend«, sagte Verbandssprecher Markus Rüdel. »Die Trinkwasserversorgung des Ruhrgebiets ist nach wie vor gesichert.« Man gehe davon aus, dass die Füllstände im Frühjahr wieder steigen werden, so dass mit Beginn des Sommers wieder ausreichend Wasservorräte vorhanden seien. Für die kommenden Tage erwarten die Experten der Talsperrenleitzentrale in Essen allerdings noch keine großen Änderungen.
Auch in den Eifeler Talsperren fehlt es an Wasser. »So niedrig wie jetzt sind die Pegel selten«, sagte Christof Homann vom Wasserverband Eifel-Rur, der für die Bewirtschaftung der sechs Talsperren in der Nordeifel zuständig ist. Anders als gewöhnlich seien die Zuflüsse zwischen Mitte November und Mitte Dezember nicht angestiegen. Außerdem habe es zum Jahreswechsel auch kein Hochwasser gegeben. Die Lage sei aber nicht kritisch. »Ich sehe das relativ gelassen. Unsere Erntemonate sind Februar und März«, sagte Homann.
Doch die niedrigen Füllstände hätten durchaus Auswirkungen auf die Natur, bestätigt Ruhrverbandssprecher Rüdel. Während es für die Fische kein größeres Problem sei, sich in das verbliebene Wasser zurückzuziehen, seien an manchen Ufern Muscheln trocken gefallen. Bei den geringen Temperaturen seien sie erfroren. Von ihnen ernähre sich aber eine bestimmte Entenart, die daher weitergezogen sei. Die Erholung der Muschelbestände dauere voraussichtlich länger als ein Jahr.
Weniger Wasser heißt auch: weniger Energie. Eine Tochtergesellschaft des Ruhrverbandes betreibt in den Talsperren 14 Wasserkraftanlagen. Wegen geringerer Fallhöhen und Durchflussmengen produzieren sie derzeit weniger Strom. Der »Westdeutsche Rundfunk« hat darüber bereits berichtet.
Der geringe Wasserstand in den Stauseen ist die Folge von zu wenig Regen über Monate hinweg. Im Ruhreinzugsgebiet war das zweite Halbjahr 2016 das trockenste seit 1927. Insgesamt fielen dort im Schnitt nur 304 Liter pro Quadratmeter. »Selbst im extremen Trockenjahr 1959, in dem die Behörden an Rhein und Ruhr zur Schonung der Wasservorräte das Autowaschen und Rasensprengen verbieten mussten, fielen im gleichen Zeitraum einige Liter mehr Regen als 2016«, sagte Rüdel. Allerdings sei 1959 auch schon das erste Halbjahr außergewöhnlich trocken gewesen. dpa/nd
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