Lang-Laster auf märkischen Autobahnen
In Brandenburg dürfen die übergroßen 40-Tonner nur auf einem exakt begrenzten Positiv-Netz verkehren
Mit dem Start des Regelbetriebs durch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sind seit Anfang Januar auch auf ausgewählten Strecken in Brandenburg die sogenannten Lang-Lkw unterwegs. An dem 2012 gestarteten Feldversuch hatten sich zuletzt 13 Bundesländer und 60 Unternehmen mit insgesamt 161 dieser überlangen Lkw beteiligt. Zugelassen sind drei verschiedene Zugmaschinen-Lastenauflieger- beziehungsweise -Anhänger-Kombinationen mit einer Länge von maximal 25,25 Metern. Sie sind damit 6,5 Meter länger als herkömmliche Lkw-Gespanne - ein Kompakt-Pkw wie der Golf ist 4,25 Meter lang.
Wie der Sprecher des brandenburgischen Infrastrukturministeriums, Steffen Streu, dem »nd« auf Anfrage sagte, haben bislang zwei Unternehmen im Brandenburg eine Genehmigung zum Betrieb der XXL-Lkw. Weitere acht Anträge lägen dem Ministerium derzeit vor. »Uns ist wichtig, dass der Betrieb von Lang-Lkw in Brandenburg auf das sogenannte Positiv-Netz beschränkt ist und dass die Fahrzeuge bei uns nicht schwerer als 40 Tonnen sein dürfen«, so Streu.
Das sogenannte Positiv-Netz, mit dem sich das Land Brandenburg seit Ende 2015 dem Feldversuch angeschlossen hatte, umfasst den westlichen und südlichen Berliner Ring (A 10) sowie die Autobahn-Korridore Richtung Süden ab Schönefelder Kreuz (A 11/A 13) und ab Dreieck Potsdam (A 9), Richtung Westen ab Dreieck Werder/Havel (A 2) und Richtung Norden ab Dreieck Havelland (A 24/A 19) sowie auf der A 10 bis zur Ausfahrt Oranienburg. Genehmigt sind Zufahrten von der A 10 nach Pritzwalk (B 103), Oranienburg (B 96), Falkensee (B 5/L 20), Nauen (B 5/B 273), Rangsdorf (B 96), Ludwigsfelde und Großbeeren (B 101 N).
Die bislang in Brandenburg als Betreiber von Lang-Lkw zugelassenen Speditionsunternehmen hatten sich mit je einem Fahrzeug am Feldversuch beteiligt. So fährt die Bosch-Siemens-Hausgeräte GmbH unter anderem Waschmaschinen und Kühlschränke aus ihrem Werk in Nauen (Havelland) zum Standort Giengen (Baden-Württemberg). Die Firma Fiege Logistik transportiert Lebensmittel aus Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) zu ihrer Niederlassung in Rangsdorf (Teltow-Fläming). Vertreter beider Firmen hatten sich zum Jahreswechsel zufrieden mit dem Verlaufen der Tests geäußert. Vor allem die Einsparpotenziale der neuen Trucks wurden hervorgehoben. Bei Fiege hieß es, man spare im Vergleich zum herkömmlichen Straßentransport jeden dritten Lkw ein. Derzeit laufe im Unternehmen aber noch die Auswertung, hieß es.
Kritik an dem per Ministerverordnung genehmigten Regelbetrieb der Lang-Lkw übte Brandenburgs LINKE. »Die Zulassung von Lang-Lkw ist kein Beitrag zur Verkehrswende. Sie ist das Gegenteil von nachhaltiger Verkehrspolitik«, erklärte vorige Woche die verkehrspolitische Fraktionssprecherin Anita Tack. Notwendig seien vielmehr Bundesentscheidungen, um den wachsenden Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen.
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