Flitterwochen im Hightech-Sarg
Im Kino: »Passengers«
Der Kälteschlaf zählt zu den zentralen und besonders faszinierenden Elementen des Science-Fiction-Films. Diese Technik erlaubt, dass Astronauten eingefroren werden und dadurch relativ komfortabel Billionen von Kilometern zurücklegen können. Dadurch ist sie Grundlage für unterschiedlichste Fantasien von intergalaktischen Fernreisen. Da man bei dem Prozess zudem nicht altert, funktioniert er auch als Zeitmaschine: Man wacht nach hundert Jahren, die einem vorkommen wie ein Mittagsschlaf, körperlich unverändert in einem neuen Zeitalter auf. Das ist auch der Plan für die 5000 (eingefrorenen) Passagiere eines Raumfrachters, der auf dem Weg zu einer fernen, neu zu besiedelnden Sternenkolonie ist. Nur für Jim Preston (Chris Pratt) geht dieser Plan nicht auf: Er erwacht als Einziger 90 Jahre vor der Ankunft auf einem ausgestorbenen High-Tech-Kreuzer.
Diese interessante Horrorvorstellung ist Grundkonstellation der Sci-Fi-Romanze »Passengers«, und die ersten 20 Minuten kann Regisseur Morten Tyldum damit - und mit punktuellen optischen Sensationen - die Zuschauer durchaus in einen Bann ziehen. Das durchreiste Weltall ist in »Passengers« ein sich ständig umwälzender, düsterer Organismus. Das Raumschiff ist von außen ein prächtiges und gruseliges Designmonster, von innen sieht es aus wie ein antiseptisches Shopping-Center der Zukunft.
Doch so, wie hinter der glänzenden NASA-Fassade eine Computerfunktion nach der anderen zunächst unbemerkt den Geist aufgibt, so baut auch der Film von Minute zu Minute ab: Chris Pratt hat nicht das Format, um den Wahnsinn des verängstigten Einsiedlers glaubhaft zu machen, und schon gar nicht, um den sich später entspinnenden philosophischen Fragen Tiefe zu verleihen. Die ganze Geschichte bleibt bereits lange vor der Hälfte in heillosen Logiklöchern stecken. Und die interessanteste Figur - ein leutseliger und schlitzohriger Barkeeper-Roboter (Martin Sheen), der Jim als Therapeut dient - ist bei Stanley Kubricks »Shining« geklaut, so wie einige andere Elemente bei dessen »Odyssee im Weltraum«.
Irgendwann ist Jim dann nicht mehr alleine - wie das kommt, soll nicht verraten werden. Es liegt nicht an der dann auftauchenden Jennifer Lawrence, aber ihre Liebelei mit Chris Pratt wird vielleicht mal als eine der überflüssigsten Romanzen des Universums gelten. Da kann auch der kurzzeitig und unvermittelt das Kammerensemble verstärkende Laurence Fishburne nicht mehr viel ausrichten.
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