Sadismus und Schönheit
Im Kino: »Die Taschendiebin« verbindet Melodrama, Splatter und Erotik
Dieser Film läuft wie ein Uhrwerk. Kompliziert in der Struktur, punktgenau in der Performance. Wie eine Spieluhr, die ständig ihre Melodien wechselt. Auf einen Anfang wie aus einem weiblichen »Oliver Twist« folgt eine Passage frei nach »Rebecca«, dann ein bisschen de Sade light, eine gute Prise »Blau ist eine warme Farbe« und schließlich der unvermeidliche Schuss von (nun tatsächlich) Sadismus, der bei einem Film von Park Chan-wook nie fehlen darf. Aus dem Gaunerstück wird Melodram, wird erst Initiationsgeschichte, dann homoerotische Liebesgeschichte, Rebellenfilm, Fluchtstück, Perversentod.
Kein Wunder also, dass Parks neuer Film bald zweieinhalb Stunden dauert. Nach den Gewaltorgien von »Old Boy«, »Lady Vengeance« und »Sympathy for Mr Vengeance«, nach dem bizarren »Cyborg« und Parks englischsprachigem Debüt mit »Stoker« nun also »Die Taschendiebin«. Die Geschichte einer wechselseitigen Verführung mit doppeltem und dreifachem Boden, vo...
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