Hoppegarten bekommt den Schmalen See
Das Land gab in den vergangenen zwei Jahren 81 Gewässer an Kommunen ab
Carsten Preuß aus Zossen hat sein Ziel erreicht. Mit mehr als 110 000 Unterschriften unter seine Petition konnte 2009 die weitere Privatisierung ostdeutscher Seen gestoppt werden. Preuß wünschte allerdings die kostenlose Übertragung der ehemals volkseigene Gewässer an die Länder. Das lehnte der Bund ab. Aber immerhin führte der Druck dazu, dass die Länder die Seen zu einem Vorzugspreis erwerben durfte.
Schrittweise kaufte das Land Brandenburg 186 Seen, zusammen rund 4400 Hektar groß. Es zahlte dafür 6,8 Millionen Euro. Gemessen an den Summen, die von der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) bis dahin für einzelne Seen verlangt worden sind, ist das ein geringer Betrag gewesen. In den vergangenen zwei Jahren gab das Land 81 Seen an 48 verschiedene Kommunen ab, darunter der Fahrländer See, der an die Stadt Potsdam ging, und der Große Mochowsee. Den erhielt die Gemeinde Schwielochsee.
Zum Jahreswechsel werden zwei weitere Seen übertragen, kündigte Finanzminister Christian Görke (LINKE) am Mittwoch an. Den Gantikower See bekommt die Stadt Kyritz, der Schmale See geht an die Gemeinde Hoppegarten. »Unser Ziel, mit der Übernahme der Seen vom Bund eine Privatisierung der Gewässerflächen zu verhindern und deren öffentliche Zugänglichkeit für die Allgemeinheit zu sichern, werden wir auch weiter verfolgen«, versprach Görke.
Die 186 Seen, in einigen Fällen waren es nur Teile dieser Seen, sind vom Land Brandenburg in vier Paketen erworben worden. Die ersten drei Pakete handelte das Finanzministerium mit der BVVG aus, das vierte Paket mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.
Ursprünglich hatte Finanzminister Christian Görke (LINKE) die Ansicht vertreten: »Warum zahlen für Volkseigentum, das Ostdeutschland sowieso zusteht?« Doch nach dem Skandal um den Wandlitzsee habe Brandenburg handeln müssen, bevor es in weiteren Fällen zu spät ist, meinte er. 2003 hatte die BVVG den Wandlitzsee für 350 000 Euro an die Düsseldorfer Immobilienfirma Teutonia AG verschachert. Die verlangte dann, dass die Besitzer der etwa 130 Stege, die von Privatgrundstücken und vom kommunalen Freibad in den See führen, saftige Summen zahlen oder die Stege abreißen müssen.
Wenn Preuß heute an die Petition zurückdenkt, ist er insgesamt zufrieden. Er glaubt aber, es wäre besser, wenn die Seen alle beim Land geblieben wären. Das wäre für den Naturschutz günstiger, glaubt der Mann, der kürzlich zum Landesvorsitzenden der Umweltorganisation BUND gewählt wurde. Bei der Bundestagswahl 2017 kandidiert der parteilose Preuß für die LINKE.
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