Moderator findet Eisessen schwul
BBC-Star Richard Hammond äußert homophobe Kommentare in neuer Amazon-Motorshow / Zuschauer reagieren mit Belustigung und Kritik
»Es ist echt kein Wunder, dass manche hetero-Jungs so im Arsch sind, dass sie nicht einmal Eis essen können!« Das twitterte Olly Alexander, der Sänger der britischen Elektropop-Band »Years&Years«, als Reaktion auf BBC-Moderator Richard Hammond. In einer neuen Folge der Motorshow »Grand Tour« hatte der Biker und Auto-Fan befunden, dass das Essen von Eis eher etwas für Schwule sei.
Die betreffende Episode wurde am 23. Dezember auf dem digitalen Sender »Amazon Prime« ausgestrahlt. Hammonds Co-Moderator Jeremy Clarkson stellte gerade die Innenausstattung eines Rolls Royce vor – mit dem Kommentar: »Das einzige Problem ist, dass man darin kein Schokoladen-Magnum schlecken kann.« »Nicht schlimm, ich esse kein Eis«, entgegnete darauf Hammond. Das habe damit zu tun, dass er »straight«, also heterosexuell sei.
Als das Live-Publikum daraufhin laut applaudierte, fragte Clarkson: »Warum applaudiert ihr ihm?«, und zu Hammond gewandt: »Was meinst du damit? Willst du sagen, alle Kinder sind homosexuell?« Hammond druckste herum. »Eis ist ein bisschen – du weißt schon. Da ist ja nichts Falsches dran, aber wenn ein erwachsener Mann Eis isst, ist er eher… also eher als...«
Die Angst des britischen Moderators vor gefrorener Eiskrem und vor Homosexualität sorgte auf Twitter für Belustigung. »Hallo, ich habe jahrelang Eis gegessen und ich bin immer noch heterosexuell – was mache ich falsch, bitte hilf mir«, twitterte ein Nutzer an Hammond. Ein anderer ärgerte sich: »Wir haben Prince, Bowie und Michael innerhalb eines Jahres verloren, in dem Richard Hammond kein Eis essen konnte aus Angst, seine leicht zerbrechliche und erbärmliche Männlichkeit kaputt zu machen.« Die homo- und bisexuellen Sänger Prince, David Bowie und George Michael waren 2016 verstorben. Auch der britische Musiker Neil Milan meldete sich zu Wort. Homophobie in einer Show über Autos, die den »klassischen weißen Elefanten bedrohter Männlichkeit« darstellten, sei »verdammt tragisch« (»fucking tragic«).
Die Motorshow »The Grand Tour« wird seit Ende November ausgestrahlt. Darin stellen die Moderatoren Autos vor, jede Folge wird in einem anderen Land aufgezeichnet. Die Sendung gilt als Nachfolge der BBC-Motorsendung »Top Gear«, die mit bis zu 350 Millionen Zuschauern weltweit das erfolgreichste TV-Magazin des Senders überhaupt ist. Bis 2015 wurde »Top Gear« von Richard Hammond, Jeremy Clarkson und James May moderiert. Die Sendung sorgte für Aufregung, als Hammond sich 2006 bei Dreharbeiten zur neunten Staffel bei einem Unfall schwer verletzte. Der rechte Vorderreifen eines Turbine-getriebenen Wagens war bei einer Geschwindigkeit von etwa 460 Kilometern pro Stunde geplatzt. Das Auto hatte sich überschlagen und sich kopfüber in den Boden gebohrt. Hammond war mit schweren Kopfverletzungen in die Intensivstation eingeliefert worden. Seit Ende Januar 2007 moderierte er »Top Gear« jedoch wieder.
Nachdem der Vertrag mit den »Top Gear«-Moderatoren 2015 nach Auseinandersetzungen zwischen Clarkson und einem Produzenten nicht verlängert wurde, wechselten Clarkson, Hammond und May zu »The Grand Tour« auf Amazon Prime und produzieren die Sendung nun selbst.
Bislang reagierte Hammond nicht auf die Kritik an seiner letzten Sendung, wie die britische Tageszeitung »The Guardian« berichtet. Auch auf dem offiziellen Twitterkanal der Serie ist kein Kommentar zu dem Vorfall zu finden. Stattdessen wirbt der Account für ein Serien-Special in Namibia, das am 30. und 31. Dezember ausgestrahlt wird.
»Was soll’s! Immer positiv denken!«, meint der britische Sänger Olly Alexander. »Ich gehe jetzt schlafen und träume davon, Auto zu fahren (‘ride on cars’) – mit Jungs mit Eis.«
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