Stacheldraht und Schnellimbiss

Im Kino: »Austerlitz« von Sergei Loznitsa

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Die offenen Fenster quietschen hörbar im Wind. Ein Fremdenführer erzählt von Folter und Widerstand. Massen strömen durch die Anlage, den voll wärmeisolierten Ex-und-Hopp-Kaffeebecher immer fest in der Hand, das klobige Audiokommentargerät am Ohr, das Handy stets gezückt. Denn nur ein Ausflug, von dem man sein Bild ins Netz stellen kann, noch während man mit ihm beschäftig ist, nur so ein Ausflug mit Bilderflut ist ein guter Ausflug in diesen Social-Media-verliebten Zeiten.

Die Ausflügler, die Sergei Loznitsa für »Austerlitz« filmte, verbringen ihre Freizeit im KZ. Sommerlich warm ist es, als er in Sachsenhausen filmt, also trägt die versammelte Spaßgesellschaft luftig-leichte Sommerkleidung. Und wer jetzt einwenden will, allein um Spaß und Wochenendvergnügen könne es diesen Menschen ja kaum gehen, sonst wären sie erst gar nicht an einem solchen Ort, der hat Loznitsas Film eben nicht gesehen.

Selfie-Stick und Nazi-Propaganda, ...


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