Endlich Halt in Griebnitzsee
Zusätzlicher Regionalbahnsteig an Potsdamer Station für drei Millionen Euro reaktiviert
13 000 Fahrgäste steigen täglich am Potsdamer Bahnhof Griebnitzsee ein und aus. Damit sei dies eine der am stärksten frequentierten Stationen im Land Brandenburg, sagte Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) am Freitag.
Bis jetzt konnten die Regionalzüge aber nur in Richtung Berlin hier halten. In der Gegenrichtung fuhren sie durch. Studenten, die zur Universität Potsdam oder zum Hasso-Plattner-Institut möchten, ebenso Journalisten des Rundfunks rbb, die zur Arbeit wollen, mussten in Berlin-Wannsee aussteigen und für die eine Station in die S-Bahn umsteigen. Dabei gab es aus der Zeit vor dem Bau der Berliner Mauer 1961 den benötigten zusätzlichen Bahnsteig, der nur hergerichtet werden musste. Doch die Diskussionen darum haben viele Jahre gedauert.
Nun endlich ist es soweit. Am kommenden Montagmorgen werden die ersten Regionalzüge aus Berlin ab 7.18 Uhr im 30-Minuten-Takt in Griebnitzsee halten. Die Deutsche Bahn (DB) rechnet für den ersten Zug mit außerordentlichem Gedränge und rät, auf eine andere Verbindung auszuweichen.
»Ein lang gehegter Wunsch der Reisenden geht mit der Inbetriebnahme des neuen Bahnsteigs in Erfüllung«, weiß der DB-Konzernbevollmächtigte Joachim Trettin zu berichten. Mit Verkehrsministerin Schneider schnitt er am Freitag ein Band durch und eröffnete den Bahnsteig 3 so schon einmal offiziell, auch wenn dieser über das Wochenende noch vor sich hindämmern wird. In Griebnitzsee werden die Regionalbahnen der Linien 21 und 22 halten. Der Regionalexpress nach Magdeburg rauscht weiterhin durch.
Infolge der neuen Direktverbindung sparen die Studenten und andere Reisende zehn Minuten Fahrzeit. Verkehrsministerin Schneider ist froh, dass es endlich geklappt hat. »Der Tanker Bahn ist groß, so dass es manchmal ein bisschen dauert«, bemerkte sie. Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) erinnerte sich, dass die Stadtverwaltung bereits um das Jahr 2010 herum gemeint hatte, es müsse sich etwas tun. Er dankte dem Land, das in dieser Frage sofort an der Seite der Stadt gewesen sei. »Potsdam wächst, Potsdam wächst noch mehr als früher angenommen«, sagte Exner. Deshalb werde es immer mehr Bahnreisende geben.
Potsdam hat die Marke von 170 000 Einwohnern jetzt schon überschritten. Noch vor vier Jahren war dies erst für das Jahr 2020 prognostiziert worden. 1992 lag die Potsdamer Bevölkerungszahl noch knapp unter 140 000.
Überreste des historischen Bahnsteigs sind seitlich etwas tiefer liegend noch zu sehen. Der schmale, neu gemachte Bahnsteig 3 hat alles in allem rund drei Millionen Euro gekostet. Für diese Summe entstanden eine Treppe, ein Fahrstuhl, die Anzeigetafeln und der 140 Meter lange Bahnsteig selbst, der teilweise überdacht ist. In dem nicht überdachten Abschnitt stehen aber auch mehrere Wetterschutzhäuschen. Der Aufzug ist noch nicht fertig. Er wird erst in Kürze in Betrieb genommen.
Die Baumaßnahme habe auf den ersten Blick unspektakulär ausgesehen, erklärte Bauleiter Matthias Gebauer. Doch es habe Schwierigkeiten mit dem Heranschaffen des Baumaterials gegeben. Ein Bauzug hätte aus dem 25 Kilometer entfernten Seddin herangefahren werden müssen. Abhilfe wurde durch einen provisorischen Bahnübergang geschaffen. Auch sei Nachtarbeit nicht möglich gewesen wegen des Lärms, der dabei entstanden wäre und Anwohner und Hotelgäste am Griebnitzsee belästigt hätte. Trotzdem ist der Bahnsteig noch pünktlich zum Fahrplanwechsel am Wochenende fertig geworden.
»Endlich zweigleisig«, freut sich die Landtagsabgeordnete Anita Tack (LINKE). »Das werden sicherlich viele Pendlerinnen und Pendler zu schätzen wissen. Das zweite Gleis ist ein Anreiz dafür, dass mehr Fahrgäste vom Auto in die Bahn umsteigen. Bleibt zu wünschen, dass die Zuverlässigkeit deutlich verbessert wird und Störanfälligkeit sowie Ausfälle der Vergangenheit angehören.«
Kristin Kobs von der DB Station & Service wünscht indessen, dass es in Griebnitzsee weniger Probleme mit Vandalismus gibt. Ein gerade erst fertig gewordener Aufzug war vor Jahren in Brand gesetzt worden, und an dem noch nicht einmal eröffneten Bahnsteig 3 musste am Freitagmorgen bereits ein Graffito entfernt werden.
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