Chios: Nazis greifen Flüchtlingslager mit Brandsätzen an
Laut Augenzeugen internationale Helfer festgenommen / Bürgermeister bittet griechischen Migrationsminister, das Auffanglager zu schließen
Athen. Inselbewohner auf Chios griffen in der Nacht auf Freitag das Flüchtlingslager Souda mit Brandsätzen an. In der Nacht zuvor hatten Migranten selber Feuer gelegt. Das berichtete der Fernsehsender Skai am Freitagmorgen. Laut Augenzeugen sollen sich auch rund 60 Mitglieder der Neonazi-Partei Golden Dawn unter den Angreifern befunden haben.
Diese hätten demnach gegen ein Uhr nachts das Lager attackiert, Steine geworfen und Zelte in Brand gesetzt. Mehrere der rund 1000 Bewohner sollen dabei verletzt worden sein. Anrückende Bereitschaftspolizisten wären laut Meldungen aus sozialen Netzwerken nur zaghaft gegen die Neonazis vorgegangen, hätten dafür aber drei internationale Helfer festgenommen. Insgesamt sollen 50 Personen inhaftiert worden sein, wobei unklar ist, zu welcher Gruppe sie gehören.
Der Bürgermeister von Chios, Manolis Vournous, hat den griechischen Migrationsminister Ioannis Mouzalas gebeten, das Auffanglager innerhalb von 24 Stunden zu schließen.
Allerdings gebe es für die Flüchtlinge und Migranten auf der Insel keine alternativen Unterbringungsmöglichkeiten, berichtete die Athener Tageszeitung »Kathimerini«. Zwar stünden Gelder dafür bereit, doch Bewohner und Neonazis wehrten sich gegen den Bau eines neuen »Hotspots«.
Sie verlangten vielmehr, dass die Flüchtlinge aufs Festland gebracht werden. Das aber ist gemäß dem Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei nicht möglich; die Menschen sollen auf den Inseln ausharren, bis ihre Asylanträge bearbeitet wurden. Wird kein Asyl gewährt, sollen sie zurück in die Türkei geschickt werden.
Migrationsminister Mouzalas will den Berichten zufolge in Brüssel nochmals um personelle Unterstützung bitten, damit die Asylanträge schneller bearbeitet werden können und sich die Lage entspannt. nd/Agenturen
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