Übernachtung auf dem Abstellgleis
Wintereinbruch sorgt in Mecklenburg und Niedersachsen für teils chaotische Verhältnisse
Schwerin. Der heftige Wintereinbruch hat in Norddeutschland für massive Störungen im Bahnverkehr und teils chaotische Straßenverhältnisse gesorgt. Im Nordwesten Mecklenburg-Vorpommerns war die Bundesstraße 105 westlich von Wismar über Stunden gesperrt, wie die Polizei mitteilte. Grund war der viele Schnee auf den Bäumen. Für Lkw sei die Durchfahrtshöhe zu gering, sagte ein Polizeisprecher.
Am Dienstag waren nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia auf Hiddensee 20, teilweise sogar bis zu 30 Zentimeter Schnee gefallen. In der Region waren in der Nacht etliche Straßen unpassierbar, Feuerwehren mussten abgebrochene Äste von den Fahrbahnen räumen. Viele Staus auf glatten Straßen habe es gegeben, weil die Autos noch mit Sommerreifen unterwegs waren, sogar Lkw.
Schwerin. Fußspuren im Schnee haben in Schwerin die mutmaßlichen Diebe eines Mopeds entlarvt. Sie führten die Polizei in der Nacht direkt zu jungen Männern im Alter von 17 und 18 Jahren. Die Beiden hielten sich noch in der Nähe des Hauses auf, wo der Besitzer sein Moped geparkt hatte. Dieser hatte das Fehlen seines Fahrzeugs am frühen Mittwochmorgen festgestellt und die Beamten informiert, wie die Polizei mitteilte. dpa/nd
Die Schneemassen unterbrachen auch die Stromversorgung. In der nordwestmecklenburgischen Region Gadebusch waren am Dienstagabend etwa 2500 Kunden ohne Strom, wie der Schweriner Energieversorger Wemag mitteilte. In Lützow und Goldenitz blieben die Haushalte auch über Nacht ohne Energie.
In Niedersachsen waren nach Angaben von Bahnunternehmen wichtige Strecken wegen vereister Oberleitungen und umgestürzter Bäume gesperrt, es kam zu massiven Zugverspätungen und Ausfällen. So wurde laut Bahn die Trasse zwischen Hamburg und Hannover wegen vereister Oberleitungen im Raum Lüneburg-Uelzen komplett stillgelegt. Die Aufräum- und Reparaturarbeiten sollten demnach noch bis in den Mittwochabend hinein andauern. Fernverkehrszüge mussten umgeleitet werden.
Die Behinderungen hatten auch in Niedersachsen bereits am Dienstag begonnen, nachdem nasse und daher besonders schwerer Schnee über dem nördlichen Landesteil niedergegangen war und viele Bäume unter dessen Gewicht umknickten. Das Verkehrsunternehmen Metronom stellte nach eigenen Angaben am Abend sogar zwei Züge als improvisierte beheizte Übernachtungsmöglichkeit für gestrandete Passagiere an den beiden Regionalbahnhöfen von Lüneburg und Uelzen bereit. Dem Regionalverkehrsunternehmen zufolge waren seine Pendlerverbindungen auf der Trasse von Hamburg in Richtung Uelzen am Mittwoch wegen Schäden an Oberleitungen und Gleisen sowie der Gefahr durch schneebeladene Bäume weiter gestört. Ab Mittag konnten jedoch einzelne Züge wieder durchgehend verkehren, sonst schließe Busersatzverkehr die Lücken, hieß es.
Auch im morgendlichen Berufsverkehr auf den Straßen im nördlichen Niedersachsen gab es Probleme mit Schnee und Eis. Die Polizei im Landkreis Rotenburg vermeldete »chaotische Straßenverhältnisse auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen«, die sich im weiteren Verlauf des Vormittags mit steigenden Temperaturen aber wieder entschärften. Dort und in anderen Bereichen wie dem Kreis Lüneburg kam es laut Polizei zu etlichen Glätteunfällen, bei denen es in den meisten Fällen aber bei Blechschäden oder leichteren Verletzungen blieb.
Auch in Bayern gab es massive Behinderungen. In Oberfranken sorgten schneebedeckte Fahrbahnen nach Polizeiangaben für rund 20 Unfälle. Eine Brücke der Autobahn 70 im Landkreis Bamberg musste wegen überfrierender Nässe in beiden Richtungen für Stunden gesperrt werden. Weil auch die Fahrbahnen der Umleitungsstrecke schneebedeckt waren, sei es zu größeren Staus gekommen.
Am Donnerstagmorgen müssen Autofahrer vor allem im Emsland, im Harz, im Erzgebirge und in anderen Teilen Ostdeutschlands oberhalb von 200 Metern aufpassen: Dort kann es glatt werden. Die Temperaturen steigen auf ein bis vier Grad in der Nordosthälfte und fünf bis zehn Grad im Südwesten. In der Nacht zum Freitag soll es im Südosten und in der Mitte Deutschlands regnen und schneien. dpa/nd
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