Ausweitung der Privatsphäre

Silicon-Valley-Gemeinde lehnt Bauvorhaben des Facebook-Gründers ab

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

Mark Zuckerberg hat eine Niederlage erlitten. Allerdings nicht gegen einen Wettbewerber von Facebook. Vielmehr hat die Stadt Palo Alto in Kalifornien Zuckerbergs Wunsch zurückgewiesen, die Häuser um seine Villa in sein Grundstück einzubeziehen. Der Streit ist symbolisch für das verstärkte Bemühen von Gemeinden, dem zuletzt unkontrollierten Wirtschaftswachstum in einer der innovativsten Regionen der USA entgegenzuwirken.

Zuckerberg wollte vier Häuser umgestalten, die dann gemeinsam mit seiner Villa ein Anwesen bilden sollten. Die Stadt will jedoch mehr Wohnraum zur Verfügung stellen, weswegen das Anliegen abgelehnt wurde. »Es sind vier Häuser«, sagte Peter Baltay, Mitglied des Gremiums für baurechtliche Fragen der Stadt, Ende vergangener Woche. »Aber wohnen dort auch vier Familien?«

Zuckerberg will seine Pläne neu gestalten und im November wieder einen Antrag stellen. Doch die nun erfolgte Ablehnung zeigt, dass Gemeinden wie Palo Alto nun auch auf die Schattenseiten des Aufschwungs reagieren, den Technologiefirmen in den vergangenen 25 Jahren Gegenden wie dem Silicon Valley beschert haben. In erster Linie wollen sie die Kontrolle zurückerhalten.

So hat Palo Alto erst kürzlich den Bau von neuen Bürogebäuden gestoppt. Die Stadt will nicht, dass sich Softwarefirmen im Stadtzentrum niederlassen, da dieses dadurch früher oder später an Attraktivität verlieren würde, wie Bürgermeister Patrick Burt sagte. »Wenn die Bewohner von Palo Alto den Wunsch hätten, lieber in San Francisco zu leben, dann würden sie auch in San Francisco leben«, so der Lokalpolitiker.

Auch in anderen Gemeinden des Silicon Valley verschärft sich die Auseinandersetzung. In San Mateo, Santa Clara und in Orten rund um San Francisco wurden von 2010 und 2015 Wohnraum für 58 000 Haushalte geschaffen. Gleichzeitig haben Technologiefirmen dort 380 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. In San Francisco ist die Lage bereits eskaliert, als Stadtbewohner Busse, in denen die Angestellten der Technologiefirmen zu ihren Arbeitsplätzen gefahren werden, mit Steinen bewarfen.

Beobachter machen die Gentrifizierung als Grund für den Zorn auf die gut verdienenden Angestellten aus. Durch deren hohe Gehälter steigen die Mieten. Und die Menschen, die San Francisco einen ganz eigenen Charakter verliehen, werden verdrängt.

Das Ziel von Gemeinden wie Palo Alto ist es, den Druck auf die Preise für Wohnraum zu verringern. Wie die Immobilienseite Zillow meldet, beträgt der Preis für ein durchschnittliches Eigenheim in Palo Alto 2,4 Millionen Dollar. Der Quadratmeterpreis für ein Büro liegt sogar deutlich über dem in New Yorks teurem Stadtteil Manhattan.

Zuckerberg hat seine Villa im Jahr 2011 für sieben Millionen Dollar gekauft. Zwei Jahre später sollte ein Nachbargebäude errichtet werden, von dem aus Einblick in das Zuckerberg-Heim möglich gewesen wäre. Daher kaufte der mehrfache Milliardär die vier umliegenden Häuser für 30 Millionen Dollar. Aktuell leben dort Freunde des Facebook-Gründers, doch er möchte alle Gebäude zu einem riesigen Anwesen zusammenlegen. Die Familie soll dadurch ihr Privatleben noch besser genießen können, sagt die Architektin Kathy Scott, die mit Zuckerberg und dessen Ehefrau an den Plänen für den Umbau gearbeitet hat. Dadurch würden diese einfach mehr Platz haben.

Zuckerberg hatte bereits Anfang des Jahres mit Plänen Aufsehen erzeugt, den Strand vor seinem Haus auf Hawaii durch den Bau einer Mauer abzusperren. Auch seine Nachbarn in San Francisco sind nicht allzu begeistert von Zuckerbergs Verhalten, nutzt der doch gerne mal gleich mehrere Parkplätze.

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