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Die letzte ihrer Art

In Nordosten und andernorts startet die Zuckerrübenernte - noch einmal nach alten Regeln

  • Lesedauer: 3 Min.

Anklam. Die Zuckerfabrik Anklam startete am Dienstag die diesjährige Rübenverarbeitung. Rund 385 Landwirte aus Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg liefern in den kommenden Monaten ihre Ernte von rund 1,4 Millionen Tonnen an die einzige verbliebene Zuckerfabrik in Mecklenburg-Vorpommern. Wie das zum niederländischen Konzern Suiker Unie gehörende Unternehmen mitteilte, waren die Anbaubedingungen für die Rübe in diesem Jahr recht günstig. Die Fabrik und der Anklamer Anbauerverband für Zuckerrüben erwarten nach ersten Proberodungen eine durchschnittliche Ernte mit einem überdurchschnittlichen Zuckergehalt. Grund für den höheren Zuckergehalt seien die erfreulich trockenen Wetterbedingungen kurz vor dem Erntestart, sagte Verbandsgeschäftsführerin Antje Wulkow.

Aus den Rüben werden entsprechend der vorgegebenen Zuckerquote 112 000 Tonnen Zucker gewonnen. Darüber hinaus produziert die Fabrik Futtermittel, Düngemittel, Biogas und Biokraftstoff. Der Rübenanbauerverband hofft, dass die Verarbeitung der Rüben trotz der derzeit in der Fabrik laufenden Arbeiten zur Kapazitätserweiterung reibungslos verläuft, um Frostschäden an der Ernte zu verhindern.

Vor einem Jahr war der Start in die Rübenverarbeitung durch ein massenhaftes Fischsterben in der Peene überschattet worden, das durch eine Panne in der Zuckerfabrik Anklam ausgelöst worden war. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind noch nicht abgeschlossen. Die Zuckerfabrik beschäftigt 161 Stamm-Mitarbeiter sowie 28 Saisonkräfte und 15 Auszubildende.

Auch in anderen Regionen Deutschlands beginnt die diesjährige Zuckerkampagne. Ein letztes Mal regelt die europäische Zuckermarktordnung in dieser Saison die Produktion über Mengenquoten und einen Mindestpreis für die Rüben. Danach ist Schluss: 2017 öffnet sich die Zuckerbranche für den Weltmarkt. »Wir sehen Chancen, aber machen uns auch Sorgen«, sagt Fred Zeller, Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Zuckerrübenanbauer. »Bislang haben wir Sicherheit, aber die fällt bald weg.«

Bislang ist vorgegeben, wie viele Rüben die Bauern produzieren dürfen und wie viel Geld sie dafür von den Herstellern mindestens bekommen. Derzeit seien das mit Zulagen rund 30 Euro pro Tonne, sagt Zeller. Für ein Kilogramm Zucker braucht man etwa sechs bis acht Rüben. Der Verbrauch von Zucker wird mit Rüben allein aber nicht gedeckt. Die EU importiert zum Beispiel Rohrzucker aus Brasilien. Mit dem Wegfall der Quote, so die Hoffnung, könne auch innerhalb der EU mehr produziert und der Zucker-Import verringert werden. In Zentraleuropa stehen die Chancen dafür gut.

Mit dem Ende der Quote steigt aber auch die Konkurrenz der Rübenanbauer untereinander. »Es wird sowohl in Deutschland als auch im Rest von Europa Verdrängung geben«, meint Zeller. Auch der zweitgrößte Zuckerproduzent in Europa, Nordzucker, rechnet damit, dass die höhere Kapazitätsauslastung einen direkten Einfluss auf Preise und Wettbewerbsdruck haben wird.

Mit mehr Konkurrenz durch Produzenten außerhalb der Europäischen Union rechnet Dominik Risser, Sprecher des europäischen Branchen-Primus Südzucker, dagegen nicht. Die europäischen Produzenten kämpfen zurzeit mit niedrigen Zuckerpreisen. Diese lägen unter dem Weltmarktniveau, meint Risser. »Für Konkurrenzproduzenten ist es deshalb nicht attraktiv, nach Europa zu kommen.«

Der Weltmarktpreis schwankte in der Vergangenheit enorm zwischen 100 und 600 Euro je Tonne Weißzucker. dpa/nd

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