Durchfallquote liegt bei etwa 25 Prozent

  • Dörthe Hein, Magdeburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei den Sprachtests für ausländische Ärzte fällt in Sachsen-Anhalt jeder vierte Prüfling durch. Seit dem Start Anfang vergangenen Jahres habe es 280 Prüfungen gegeben, davon 40 Wiederholungsprüfungen, teilte die Ärztekammer der dpa in Magdeburg auf Anfrage mit. »Die Durchfallquote liegt bei etwa 25 Prozent, in den Wiederholungsprüfungen ist die Durchfallquote höher.« Am häufigsten scheiterten die Mediziner daran, schriftliche Untersuchungsbefunde und einen Arztbrief zu verstehen. Zudem sei das Verstehen zwei- und dreistelliger Zahlen ein Problem - Sprachschulen arbeiteten aber inzwischen verstärkt daran, so dass dies kein häufiger Grund fürs Durchfallen ist.

Der neue Deutschtest für ausländische Ärzte war zum Jahresbeginn 2015 eingeführt worden. Ziel war, die Sprachkenntnisse ausländischer Ärzte genauer zu prüfen. Bis zu den neuen Tests mussten die Mediziner vor ihrer Zulassung nur ein gewisses Sprachniveau nachweisen.

Die Tendenz bei den Sprachtests ist laut der Ärztekammer steigend. »Wir erwarten etwa 50 Prüfungen pro Quartal. Im zweiten Quartal fanden 90 Prüfungen für Prüflinge aus anderen Bundesländern statt, da dort die Wartezeiten sehr lang sind.«

Mit 42 Prozent kämen die meisten Antragsteller aus Asien, rund 30 Prozent kämen aus dem arabisch sprechenden Raum, darunter gut 15 Prozent aus Syrien. Insgesamt 50 Herkunftsländer hat die Ärztekammer bei den Kandidaten gezählt. Die größten nicht-arabischen Gruppen seien die Ukrainer, Rumänen, Serben und Inder mit je sechs Prozent der Prüfungen.

Der Deutsch-Sprachtest wird an der Universität Halle abgelegt und ist praktisch orientiert. Es gibt ein Arzt-Patienten-Gespräch mit inzwischen 30 unterschiedlichen Rollen. Sie seien nochmals aufgestockt worden, damit Prüflinge andere Kandidaten nicht so leicht über die Inhalte informieren können. Zudem fragten die dabei eingesetzten Schauspieler im Gespräch gezielter nach, um das »Abspulen« von auswendig gelernten Gesprächen zu verhindern.

Auch müssen die Prüflinge einen Anamnesebogen auffüllen, einen Arztbrief verstehen und einen fiktiven Anruf von einem Labor entgegennehmen und Laborwerte entgegennehmen. Außerdem müssen sie ein Arzt-Arzt-Gespräch führen. »Die Sprachprüfung sichert, dass auch medizinische Fachsprache verstanden und artikuliert werden kann, was vor dem Sprachtest nicht garantiert war«, teilte die Ärztekammer mit.

Angaben der Kammer zufolge waren 2015 in Sachsen-Anhalt 960 ausländische Ärzte berufstätig. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, 2005 waren es noch rund 440 gewesen. Die Mehrzahl von ihnen sei in Krankenhäusern oder medizinischen Versorgungszentren angestellt. In einer eigenen Praxis arbeiten den Angaben zufolge nur sehr wenige dieser Ärzte, in der Regel lebten sie bereits sehr lange in Deutschland. dpa/nd

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