Piraten schreiten männlich in die Zukunft

Bundesparteitag: Patrick Schiffer wird neuer Vorsitzender / Vorstand besteht aus acht Männern

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 3 Min.

Es gibt sie noch: Die Piraten, zuständig für Politik im digitalen Wandel. Am Wochenende wählten sie auf ihrem Bundesparteitag in Wolfenbüttel einen neuen Vorstand. Die Partei aus ihrem Tief reißen soll jetzt Patrick Fischer – gemeinsam mit sieben weiteren Männern. Denn in den frischen Bundesvorstand wurde nicht eine einzige Frau gewählt.

»Das ist Zufall«, meint Piraten-Sprecher Olaf Konstantin Krueger. »Wir gehen eben nicht danach, wie jemand geboren wurde, sondern ausschließlich nach der Qualifikation.« Diese Postgender-Vorstellung der Partei ist ein Grund dafür, dass es für die Posten keine Quoten gibt. Mit Geschlechterpolitik beschäftigt sich die Partei durchaus. Nach einigem Hin und Her gründeten sich die Arbeitsgruppen »AG Frauen«, »AG Queeraten« und »AG Männer«.

Während sich erstere mit dem speziellen Datenschutzbedürfnis von Frauen befasst, heißt es bei den Männern: »Wir sind der Überzeugung, dass Männer eigene Geschlechtswesen mit legitimen Interessenslagen und spezifischen Perspektiven sind.« Die Piraten kritisieren, »dass Männer im bisherigen Geschlechterdiskurs nur unzureichend, implizit und als abstrakte Nutznießer und Verantwortliche der derzeitigen Geschlechterverhältnisse, berücksichtigt werden«.

Im Bundesvorstand sollten sie wohl genug Berücksichtigung finden. Dabei hatten sich auch zwei Kandidatinnen zur Wahl gestellt: Stephanie Schmidt wurde als Gegenralsekretärin nicht gewählt. Astrid Semm zog ihre Kandidatur zur stellvertretenden politischen Geschäftsführerin zurück, nachdem Stefan Körner in der Wahl zum Vorsitz unterlag.

»Wer bei uns gewählt wird, das entscheiden die Mitglieder in der Versammlung«, so der Sprecher. Bei den Piraten wird eine neue Form der basisdemokratischen Parteiorganisierung versucht: Zu einem Parteitag kommen nicht Delegierte zusammen, sondern alle Parteimitglieder, die sich engagieren möchten.

Die Diskussion über Geschlechterverhältnisse in der Piratenpartei ist beinahe so alt wie die Partei selbst – aber längst nicht die einzige, bei der es Probleme mit einer Positionierung gibt. »Wir haben es trotz aller Energie, die wir in diese Partei gesteckt haben, nicht geschafft, die Menschen von unseren Werten und Ideen zu überzeugen«, gab der neue Bundesvorsitzende Patrick Schiffer auf dem Parteitag zu. Heute zählt die Partei noch 12.000 Mitglieder. Der Cousin des Topmodels Claudia Schiffer ist sich jedoch sicher: Ein Comeback ist möglich.

Der 43-Jährige lebte unter anderem fünf Jahre im ägyptischen Alexandria, weil sein Vater dort an einer Schule unterrichtete. Er spricht fließend Französisch, Niederländisch und Englisch sowie ein bisschen Arabisch. Während des »Arabischen Frühlings« unterstützte er die Bewegung als Netzaktivist. Heute engagiert er sich in der flüchtlingssolidarischen Bewegung in Deutschland.

Die Piraten schlagen sich nicht nur mit einer Kursbestimmung, sondern auch mit schwindenden Mitgliederzahlen und leeren Kassen herum. Gerade mal 34.000 Euro Gewinn verbuchte der Schatzmeister für 2015. »Wir haben null Kohle, um irgendetwas zu tun – das funktioniert so nicht«, mahnte der ehemalige Vorsitzende Stefan Körner an. In seiner Rede betonte er, dass die Gesellschaft die Piraten noch brauche: Als digitale, liberale und soziale Partei der Bürgerrechte. mit Agenturen

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