Werbung

Qualvolles Ende für Hase und Igel

In Bayern werden immer häufiger illegale Tierfallen aufgestellt, die Täter jedoch nur selten erwischt

  • Lesedauer: 2 Min.

Hilpoltstein. Der Feldhase quält sich hoppelnd über den Hof - an der Pfote hängt ein Tellereisen, die eisernen Zähne haben sich tief in den Lauf eingeschlagen. Wenig später ist das Tier im oberfränkischen Goldkronach im Landkreis Bayreuth verendet. Immer wieder werden in Bayern illegale Tierfallen aufgestellt. »Genaue Fallzahlen sind zwar nicht bekannt, es nimmt aber zu«, sagte Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV).

Solche Fälle sind nur sehr schwer nachzuweisen, betont Andreas von Lindeiner vom LBV. »Auf frischer Tat werden die Täter nicht erwischt.« Dabei sei das Bewusstsein bei der Polizei deutlich geschärft worden und ein Handlungsleitfaden an die zuständigen Polizeidienststellen weitergereicht worden. »Zuletzt war es ein aufmerksamer Nachbar, der eine Falle für Habichte auf einem Hühnerhof entdeckt und die Polizei alarmiert hatte.«

Kriminelles Verhalten sei nicht hinnehmbar, die illegale Tötung streng geschützter Arten müsse konsequent verfolgt und bestraft werden, betonte Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU). »Wir wollen bei den Ermittlungen noch schlagkräftiger werden. Deshalb steht das Umweltministerium mit den zuständigen Ministerien in engem Kontakt. Die Ermittler erhalten durch die Naturschutzbehörden jede benötigte Unterstützung.«

Besonders widerwärtig sind für Tierschützer Tellereisen, die mit Ködern versehen sind und mit unglaublicher Wucht zuschnappen. Dabei sind sie nicht nur für Marder, Fischotter und Hasen gefährlich. »Für Kinder sehen diese Fallen spannend aus. Dabei haben sie eine solche Schlagkraft, dass sie bis zum Knochen durchschlagen«, erläutert von Lindeiner. Solche Tellereisen sind eigentlich seit mehr als 100 Jahren verboten.

»Das ist Tierquälerei«, sagte Egbert Urbach, Leiter der Landesjagdschule in Bayern. Zulässig seien lediglich Schlageisen und Fallen, die sofort tödlich sind oder unversehrt lebend fangen. »Schlageisen reagieren auf Zug und nicht wie Tellereisen auf Tritt«, erläuterte Urbach. Solche Fallen werden registriert und alle fünf Jahre überprüft. Daher wäre ein Missbrauch schnell nachprüfbar. Zudem müssen die Fallen so gesichert sein, dass niemand hineingreifen kann.

Immer häufiger verenden Greifvögel an ausgelegten Giftködern. Alleine in diesem Jahr sind nach Angaben des LBV drei Mäusebussarde und fünf Rotmilane vergiftet aufgefunden worden. Hier ist die Hemmschwelle nach Angaben des LBV geringer und die Beschaffung unkomplizierter. Nach Angaben von Urbach, gebe es zurzeit außerdem einen »Boom mit Hundehassern«, die Köder mit Rasierklingen oder Gift auslegen. dpa/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.