Nach 98 Jahren sprudelt das Wasser wieder
Die Schlösserstiftung hat die 1918 stillgelegten Wasserspiele im Schlossberg Babelsberg wiederhergestellt
Potsdam. Nicht ganz einhundert Jahre dauerte die Unterbrechung - doch seit dieser Woche präsentiert sich das Potsdamer Schloss Babelsberg wieder mit seinen historischen Wasserspielen. So sprudelt ein Bachlauf mit Wasserfall vom Hügel der Sommerresidenz von Kaiser Wilhelm I. und seiner Frau Augusta. Auf der Porzellanterrasse plätschert der Städtebrunnen, und im »Pleasureground« sprüht die Gotische Fontäne.
»Babelsberg, eine der großen europäischen Parkanlagen, ist wieder da«, sagte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, bei der Vorstellung am Dienstag. In die Sanierung der Bewässerungsanlagen und des etwa zehn Kilometer langen Brauchwassernetzes wurden rund sechs Millionen Euro investiert.
»Insbesondere an den Folgen des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Teilung haben Schloss und Park sehr gelitten«, erläuterte Dorgerloh. Für zehn Millionen Euro waren zunächst die Fassade und die Terrassen des Schlosses saniert worden. Nun ist neben den Wasserspielen auch zumindest die Hälfte des insgesamt 20 Kilometer langen Bewässerungssystems aus gusseisernen Leitungen wieder hergestellt. Dafür wurde im Pumpenhaus eine neue Anlage installiert.
Wenige Tage nach dem 55. Jahrestag des Mauerbaus in und um Berlin, der auch im Babelsberger Schlossareal schwere Schäden hinterlassen hatte, ist die Rückgewinnung der Anlagen getreu dem historischen Vorbild ein bedeutendes Ereignis. »Für ein freies Schussfeld ließ das DDR-Regime die geschwungenen Parkwege planieren, Postenwege aus Beton taten ihr Übriges zur Zerstörung des Parks«, erinnerte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) an die Zeit, als die deutsch-deutsche Grenze mitten durch den Park verlief. Mit den Wasserspielen sei nach der Wiederherstellung der Wege jetzt ein wesentlicher Teil des Weltkulturerbe-Parks wieder erlebbar, so Grütters.
Im kommenden Jahr können Besucher nach vielen Jahren auch das noch nicht restaurierte Innere des Schlosses ansehen. Eine Saison lang - von Ende April bis Mitte Oktober - wird dort eine Ausstellung über den Gartenkünstler Hermann Fürst von Pückler-Muskau gezeigt. Dieser hatte den von Peter Joseph Lenné ab 1833 auf mehr als 100 Hektar angelegten Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens vollendet. Die großen Fenster der Säle bieten dann den Rahmen für die wiedergewonnenen Sichtachsen des Parks.»Jede Wegbiegung und Bodenwelle des heute so natürlich anmutenden Landschaftsparks wurde künstlerisch komponiert«, sagte Dorgerloh. dpa/tm
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