Henkels Strohhalm

Meine Sicht: Martin Kröger 
zur neuen 
Software für die 
Polizei

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Vorhaben der Berliner Polizei ähnelt ein bisschen der Vision aus dem US-amerikanischen Film »Minority Report«. In dem Science-Fiction-Streifen kann die Polizei mittels hellseherischer Fähigkeiten Morde erkennen, bevor sie geschehen sind. Die Polizei macht sich diese Visionen zunutze, um die Verbrechen zu verhindern.

Das derzeit bei der Berliner Polizei in Entwicklung befindliche Computerprogramm »Kriminalitätsprognose Wohnraumeinbruch« hat mit Visionen natürlich wenig gemein. Vielmehr sollen durch die Software vorhandene Daten schneller und besser bearbeitet werden können, damit Schwerpunktgebiete von Einbrüchen früher erkannt werden. Dennoch hofft offenbar auch die Berliner Polizei, dass die dabei generierten Vorhersagen behilflich sind, Straftaten am Ende verhindern zu können.

Angesichts einer lächerlich geringen Aufklärungsquote von 8,5 Prozent bei Wohnraumeinbrüchen scheint Innensenator Frank Henkel (CDU) jeder Strohhalm recht, um sich an ihn zu klammern. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass eine unausgereifte und noch in Entwicklung befindliche Software mit einem extra Pressetermin der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die dabei dargestellte angeblich gestiegene Trefferquote schmeckte schon arg nach Wahlkampfshow. Fakt ist jedoch: Durch die neue Analysemöglichkeit konnte bisher kein einziger Einbruch verhindert werden und erst recht wurde kein Einbrecher dingfest gemacht.

Henkels Predictive-Policing- Software ist also ein durchschaubares Wahlkampfmanöver, das vernebeln soll, dass Henkel auf seinem zentralen Feld versagt hat: Schließlich steigt die Kriminalität weiter - und dies auch bei den Eigentumsdelikten.

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